19. Februar 2013

BASF - The Chemical Company


Die BASF SE (Abkürzung für den früheren Namen “Badische Anilin- & Soda Fabrik”) ist einer der größten Chemiekonzerne der Welt. Mit etwa 111.000 Mitarbeitern und 370 Produktionsstandorten in mehr als 80 Ländern wurde 2011 ein Umsatz von 73,5 Mrd. EUR erzielt, der sich geographisch folgendermaßen aufteilt:

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Das Geschäft wird in 15 Unternehmensbereichen geführt, die in 6 Hauptsegmente und das Segment ‚Sonstiges‘ zusammengefasst werden.

Chemicals
Basischemikalien wie Leimen, Elektronikchemikalien, Lösemittel, Weichmacher und andere, sowie Ausgangsstoffe für Waschmittel, Kunststoffe, Textilfasern, Farben, Lacke, Pflanzenschutzmittel und Medikamente
Kunden aus den Branchen: Chemie, Elektronik, Bau, Textil, Automobil, Pharma und andere
Außerdem werden andere Segmente der BASF selbst versorgt, die diese Produkte weiterverarbeiten.

Plastics
Technische Kunststoffe und damit verbundene Systemlösungen und Dienstleistungen (Schaumstoffe, Dämmstoffe, Hartschaum)
Kunden aus den Branchen: Automobilbau, Elektroindustrie, Bauindustrie, Verpackung, Hersteller von Haushaltsgeräten und andere;

Performance Products
Systemlösungen für zahlreiche weiterverarbeitende Industrien wie Papier-, Lebens- und Futtermittelindustrie, Hersteller von Hygieneartikeln, Leder- und Textilverarbeiter, Anwender von Ölfeld- und Bergbauchemikalien; Außerdem Produkte wie Vitamine und Lebensmittelzusatzstoffe, Inhaltsstoffe für Pharmazeutika, Körperpflege und Kosmetik;

Functional Solutions
Produkte: Fahrzeug- und Industriekatalysatoren, Auto- und Industrielacke, Betonadditive, Fliesenkleber, Bautenanstrichmittel
Kunden aus Branchen Automobil-, Chemie- und Bauindustrie

Agricultural Solutions
Produkte: vor allem Pflanzenschutzmittel gegen Pilzkrankheiten, Insekten und Unkräuter.

Oil & Gas
Exploration und Produktion in öl- und gasreichen Regionen in Europa, Nordafrika, Südamerika, Russland und dem Raum am Kaspischen Meer
Zusammen mit Gazprom: Transport und Speicherung von Erdgas, sowie Erdgashandel in Europa.

Operative Margen (Operatives Ergebnis/Umsatz):

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Mit diesen 6 Geschäftssegmenten hat BASF in den letzten 10 Jahren eine Eigenkapitalrendite von durchschnittlich 15% verdient, wobei selbst im Krisenjahr 2009 8,1% erzielt wurden. Die Eigenkapitalquote wurde dabei immer zwischen 30 und 40% gehalten. Umgelegt auf Gewinn und Dividende pro Aktie sieht das so aus (wobei der 2001er Gewinn um einen Sondereffekt bereinigt wurde, der aus dem Verkauf des Pharmageschäfts entstand):

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Die Aktienanzahl hat sich in der Zeit von ca. 1,23 auf 0,92 Mrd. Stück verringert, da zusätzlich zur Dividende auch eigene Aktien zurückgekauft wurden.

Woher kommen diese sehr guten und vor allem - für eine relativ zyklische Industrie - stabilen Zahlen?

Ein Geheimnis liegt in dem von BASF als Verbundkonzept beschriebenen Wettbewerbsvorteil. Im Kern geht es dabei darum, dass Produktionsanlagen, Energiefluss, Infrastruktur, Knowhow und Kunden intelligent und einzigartig miteinander vernetzt werden. So können Nebenprodukte der einen Fabrik an einer anderen Stelle als Einsatzstoff dienen, der Energieeinsatz ressourcenschonend ablaufen, Rohstoffe und Energie werden gespart, Emissionen minimiert, Logistikkosten gesenkt und Synergien optimal genutzt werden, was das Unternehmen außergewöhnlich wettbewerbsfähig macht. BASF selbst hat für das Verbundkonzept eine Modellrechnung für den Stammsitz Ludwigshafen durchgeführt, mit dem Ergebnis:

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Ein weiterer Faktor, der die BASF als Chemiekonzern einzigartig macht, ist im Segment 6 zu finden: Oil & Gas (zumindest ist mir kein anderer Chemieproduzent bekannt, der auch in diesem Bereich tätig ist). Rohstoff- und Energiekosten sind für die Chemie wichtige Inputfaktoren. Steigen die Kosten für diese, ist das ein Problem. Die BASF hat mit der Tochter Wintershall jedoch einen konzern-internen Hedge gegen steigende Preise eingebaut, da Wintershall in so einem Szenario profitiert.

Bewertung

Das Management der BASF hat Wachstumsziele bis 2020 ausgegeben: Umsatz ca. 115 Mrd. EUR, EBITDA ca. 23 Mrd. EUR. Wenn das realisierbar wäre, würde das ein Umsatzwachstum von ca. 5% p.a. bedeuten – ausgehend vom 2011er Umsatz. Dies entspricht auch etwa dem Umsatzwachstum der vergangen 10 Jahre. Wenn die Marge dabei konstant bleibt (Nettomarge in den vergangen 10 Jahren im Schnitt von ca. 6,5%), dann lässt sich daraus ein DCF-Wert zwischen 80 und 100 EUR pro Aktie problemlos ableiten. Festzuhalten ist jedoch, dass der Buchwert nur bei ca. 26 EUR liegt, wenn der Goodwill abgezogen wird, nur bei ca. 20 EUR.

Die Aktie ist also nicht ausgesprochen billig, und bei einem Kauf zum aktuellen Kurs von ca. 73 EUR (19.2.2013) sollte man eine gute Portion Zuversicht in die Ertragskraft des Unternehmens mitbringen. Glücklicherweise muss ich mir momentan keine Gedanken über den Zukauf machen, da die Position bereits im Portfolio ist, gekauft zu einem niedrigeren Kurs. Angesichts der starken Wettbewerbssituation, der soliden Kapitalrenditen, einem 2011er KGV von 11 und einer Dividendenrendite von 3,5% (beim aktuellen Kurs) denke ich derweil allerdings auch noch nicht ans Verkaufen.

Am 26. Februar (also in einer Woche) werden übrigens die Zahlen für das Geschäftsjahr 2012 veröffentlicht. Die Zahlen für die ersten 9 Monate 2012 waren wie in 2011 recht stark.

Alle Fakten stammen von der IR-Seite der BASF: