13. Februar 2017

LiLAC & Connect Group

Nachdem ich in letzter Zeit überhaupt nicht zum Schreiben gekommen bin, heute ein kurzes Update zu meinen beiden letzten Aktienkäufen: LiLAC und Connect Group. LiLAC befindet sich auch im wikifolio, Connect ist über dieses leider nicht handelbar.

LiLAC

ist ein Tracking Stock der Liberty Global Gruppe. Liberty Global ist ein in Europa und Lateinamerika/Karibik tätiges Kabelunternehmen, in dessen Hintergrund John Malone die Fäden zieht. Ich betrachte Kabelunternehmen als so eine Art Maut auf den Internetzugang – die Nachfrage wird in den nächsten Jahren wohl kaum abnehmen. In Europa operiert Liberty Global unter den Marken
  • Virgin Media (UK)
  • Unitymedia (Deutschland)
  • Ziggo (Holland)
  • Telenet (Belgien) und
  • UPC (Schweiz, Österreich und Osteuropa).

In Lateinamerika unter den Marken
  • VTR (Chile)
  • Liberty Puerto Rico und
  • CWC (Karibik).

Vor einiger Zeit (2015) wurden aus einer Liberty Global Aktie zwei Tracking Stocks. Eben Liberty Global (Europa) und Liberty Latin America (LiLAC). Danach sind einige eigenartige Dinge passiert.

Erstens, die meisten institutionellen Investoren waren, glaube ich, wegen des Europa-Teils investiert. Der LiLAC-Teil machte nur um die 10% des Umsatzes aus. Nach dem „Spin-off“ haben einige dieser Institutionellen verkauft weil sie LiLAC schlicht und einfach nicht wollten/es nicht in ihren Kriterienkatalog passte.

Zweitens, ungefähr zur selben Zeit hat LiLAC die CWC-Übernahme gestartet, die inzwischen abgeschlossen ist. CWC sollte natürlich LiLAC zugeordnet werden, da das Liberty-Management aber der Meinung war, dass die LiLAC-Aktie (der Tracker) zu niedrig bewertet ist, wurde die Übernahme mit Liberty-Global Aktien bezahlt, was aufgrund der Tracking-Struktur natürlich möglich war.

Drittens, um CWC dennoch „in die LiLAC-Tracker zu bringen“, wurden die CWC-Anteile in Form einer LiLAC-Aktien-Dividende an die Liberty Global Aktionäre ausgeschüttet – also exakt an jene Investoren, die die LiLAC-Aktien schon beim ersten Mal nicht haben wollten und somit ein zweites Mal verkaufen mussten… ziemlich viel Verkaufsdruck auf der Aktie. 

Das alles hat sich in der ersten Hälfte 2016 abgespielt. Der letzte Kurssturz stammt daher, dass die ersten CWC-Ergebnisse unter LiLAC-Konsolidierung enttäuscht haben und einige Zahlen in der LiLAC-Bilanz schlechter aussahen als in der Phase als CWC noch nicht übernommen war. Wahrscheinlich waren auch einige Investoren schlicht und einfach angefressen von der eben beschriebenen Vorgehensweise und die enttäuschenden Ergebnisse taten ihr Übriges. Es wurden auch einige Stimmen laut, dass Liberty Global zu viel für CWC gezahlt hat. Etwas, was John Malone selten passiert.

Kurzum: ich glaube, dass LiLAC bei einem Niveau um die USD 20 herum langfristig interessant ist. Ich weiß nicht, ob die Sache mit dem Verkaufsdruck bereits durch ist oder ob noch einmal eine Verkaufswelle kommt, aber früher oder später wird das erledigt sein. Für alle Interessierten findet sich hier eine ausgiebige Präsentation von Value Seeker aus der Zeit als der Kurs noch um die USD 30 schwankte und die nach wie vor empfehlenswert ist.

CEO Fries hat in letzter Zeit einige Andeutungen gemacht, dass es in den nächsten Monaten/nächstes Jahr zu einem richtigen Spin-Off mit Auflösung der Tracking-Struktur kommen könnte. LiLAC ist in Zukunft als eine Art Roll-up-Vehikel angedacht um den latein-amerikanischen/karibischen Kabel-Markt zu konsolidieren - ganz so wie Liberty Global das in Europa vorgemacht hat.

Connect Group (über wikifolio leider nicht handelbar)

Connect bietet keine so spannende Geschichte, dafür ist das Unternehmen eine Cash-Maschine, die mit einem (von mir mit adjustiertem Gewinn berechneten) KGV von nicht ganz 8 und einer Dividendenrendite von über 6% nicht sonderlich hoch bewertet ist. Connect wurde 2006 von WH Smith abgespalten, und war/ist ein auf der Insel tätiger Zeitungs- und Magazine-Distributor. Der Markt ist ziemlich stark konsolidiert, was unter anderem damit zusammenhängt, dass man nicht gerade in einer Wachstumsbranche unterwegs ist. Tatsächlich sinken die Erlöse aus dem Zeitungsgeschäft mit ~3% pro Jahr. Dafür ist es, wie schon geschrieben, eine Cash-Maschine mit solider Dividendenausschüttung.

Was meine Phantasie etwas anregt: der übrige Cash-Flow wird in „operativ ähnliche Märkte“ gesteckt, wo man jeweils ein schönes Nischen-Dasein fristen kann. So bestreitet man heute mit den relativ neuen Geschäftsfeldern
  • Books ~10%
  • Education & Care ~3,5% und
  • Parcel freight ~9%

bereits ein Viertel der Umsätze.

Auf den ersten Blick fühlt sich das alles nicht sonderlich aufregend an, tatsächlich hat Connect aber in jedem einzelnen Segment eine sehr starke Marktposition. Vor allem der Bereich Parcel freight (der aus dem im letzten Jahr übernommenen Tuffnels besteht) sollte, angetrieben vom Internethandel, endlich wieder ein zuverlässiges Wachstumspferd in einer schönen Nische werden. Denn während sonst jeder die Kapazitäten im Standard-Paketbereich erhöht, konzentriert sich Tuffnels auf „irregular dimensions“ - also besonders schwere oder unförmige Sendungen, die auch teilweise nicht von einer Person alleine geliefert werden können - man denke als Extremfall z.B. an ein Klavier. Wie in allen Connect-Geschäftsfeldern: auf eine gewisse Art und Weise unangenehm, aber dafür mit wenig Konkurrenz.

EBIT-Zusammensetzung (mio. GBP)


Aufgrund der Übernahmen kommt es zu einigen „One-off & non-operating“ Effekten, vor allem Goodwill-Amortisationen, die ich erwähnt haben möchte. Ich persönlich glaube, der „echte“ operative Gewinn liegt näher an der braunen (core business) als an der grauen (EBIT) Linie.

Das Unternehmen probiert sich überdies an einigen interessanten neuen Konzepten, um das landesweite Netz an Kunden und Geschäftsstellen auszunutzen. So wurde mit „Pass my Parcel“ ein Service mit Amazon gestartet. Es handelt sich um ein Click & Collect Konzept, in dem Kunden Pakete am Kiosk oder in der Trafik (oder sonstigen Netzwerk-Orten) abholen und abgeben können, was Zeit spart, wenn man sich eh gerade Zigaretten holt. Connect beliefert diese Orte sowieso täglich und kann die Sendungen dann mitliefern und abholen - und wächst in diesem Bereich rasant, wenn auch von einer kleinen Basis weg.

Wie erfolgreich solche Aktionen auch immer sein werden: in den Connect-Aktien ist wahrlich kein Wachstum eingepreist. Der Markt schielt, was das betrifft, hauptsächlich auf die Umsätze im Zeitungsgeschäft. Ich erwarte keinen unmittelbaren Trigger, der den Kurs in die Höhe treibt, aber bei der Höhe der Dividende kann man auch etwas warten.

2 Kommentare:

  1. Hallo,

    vielen Dank für den Artikel. Vor allem LiLAC klingt interessant - es gab wohl auch schon eine Rebound von den 20$ ausgehend ... Glückwunsch!

    Die ganze Story klingt wieder nach typischem Malone Spin-Off. Möglichst abstoßend (im ersten moment) gestalltet so das Verkaufsdruck auftritt und damit man (Malone) selbter günstig an die Papier kommt? ... später wird die Qualität sichtbar.

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    1. Das scheint tatsächlich so, ja. Ich habe allerdings schon festgestellt, dass die Aktie volatil ist ;-)

      Momentan keine Gewinne, Restrukturierungskosten, heftige Investments (capex),kein freier Cash-Flow, die ganze beschriebene Story... in zwei, drei Jahren dann Gewinne um und über USD 2 pro Aktie. Dazu immer die Möglichkeit, dass der eine oder andere Konkurrent in einem geschickten Deal übernommen wird.

      Zumindest denke ich, dass es mit hoher Wahrscheinlichkeit so kommt. Die Verschuldung ist etwas hoch - allerdings langfristig finanziert, mit relativ schön verteiltem Tilgungsprofil. Und politisch ist das Gebiet evtl. auch etwas riskanter, als ich das sonst gewohnt bin...

      Tom

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