12. November 2013

Update – 12. November 2013

Es wird wieder einmal Zeit ein Update zum wikifolio, bzw. zu den Positionen darin loszulassen. Die Performance über das letzte Jahr liegt bei gut 21%, was in etwa auch der Gesamtperformance entspricht – viel älter ist das wikifolio ja noch nicht. Damit kann ich sehr gut leben.

Da ich sonst nicht weiß wo anfangen, gehe ich die Positionen am besten alphabetisch durch.


Die Aktie ist noch nicht lange im wikifolio, dafür aber schon ca. 8-9% im Plus. Das war mehr oder weniger Glück, da das Unternehmen kurz nach dem Einstieg ein überraschend gutes Quartalsergebnis geliefert hat. Ich bleibe dabei, dass der faire Wert mindestens beim Buchwert liegt. Nach der nun durchgeführten Kapitalerhöhung wird dieser bei ca. EUR 11 pro Aktie liegen.

Bank of America - Letzte Besprechung

Hier hat sich eigentlich nicht viel getan – operativ tolle Gewinne, die Prozesskosten fressen den größten Teil davon auf. Am Wochenende ist die Bank von der US-Regierung erneut wegen ihrer Hypotheken-Tochter Countrywide Financial verklagt worden – diesmal geht’s um ca. 850 Mio. US-Dollar. Da heißt es weiter warten.

BASF - Besprechung

Die Margen haben in den ersten 9 Monaten im Vergleich zum letzten Jahr etwas gelitten, allerdings ist das nichts weswegen ich mir Sorgen machen würde, da man dennoch von einem guten Ergebnis sprechen kann. Der interne Hedge funktioniert weiterhin: diesmal waren die Ergebnisse in den Chemiesegmenten stark, Oil & Gas dafür schwächer.

Deutsch Bank - Besprechung

Den letzten Artikel habe ich gerade erst veröffentlicht, deswegen schreibe ich hier nichts dazu, außer dass die Aktie heute 1,5% billiger zu haben gewesen wäre…

Intel

Dieses Jahr wird ergebnismäßig mit ziemlicher Sicherheit schwächer als das letzte. Die Data Center Group, die sich auf „server, workstation, and storage computing market segments; and wired network connectivity products“ konzentriert, kann sich allerdings immer mehr als zweite Cash Cow des Konzerns etablieren. Das ist nicht unwichtig, da die PC Client Group, die sich auf Desktop und Notebook Computer fokussiert, wegen rückläufiger PC Absatzzahlen leidet – bei allerdings weiterhin hoher Rentabilität.

Microsoft

Microsoft hat gerade erst (offensichtlich) überraschend starke Quartalszahlen gelegt. Die Sinnhaftigkeit der Übernahme des Handygeschäfts von Nokia erschließt sich mir ehrlich gesagt noch nicht ganz, aber der Kurs hat sich in den letzten Wochen doch stark nach oben bewegt. Ein anderer Grund dafür könnte sein, dass der umstrittene Konzernboss Steve Ballmer bald zurücktreten wird. Man kann den Mann mögen oder nicht, eines zeigt die folgende Grafik auf jeden Fall: er weiß, wie man Geld verdient, auch wenn das neue Windows 8 noch nicht so erfolgreich ist, wie seine Vorgänger-Betriebssysteme:

Operative Gewinne nach Segmenten, in Mrd. USD:


Diese Segmenteinteilung gehört ab sofort übrigens der Vergangenheit an. Es kommen neben einem neuen CEO auch ein paar Umstrukturierungen auf den Konzern zu.

Raiffeisen Bank International (RBI)

Die Bank gefällt mir trotz Ost-Risiken recht gut, größter Gewinnbringer sind derweil die Russland-Aktivitäten der Bank. Das bilanztechnische Hauptproblem besteht, neben dem etwas zu hohen Risiko das die Bank in meinen Augen geht, darin dass das Eigenkapital zu einem Großteil aus sehr teurem Partizipationskapital besteht - was wiederum großteils vom österreichischen Staat stammt. Ehrlich gesagt kann ich mir nicht vorstellen, wie das ohne Kapitalerhöhung abgelöst werden soll. Die Mutter RZB ist da allerdings noch dagegen, vor allem wohl deswegen weil sie selbst zu wenig Kapital haben dürfte (reine Vermutung meinerseits – aus Zeitungsartikeln zusammengereimt) um bei einer KE mitzuziehen, sich ihren Anteil aber nicht verwässern lassen will. Alles in allem werde ich diese Position wohl noch einmal überdenken müssen. Ich bin hier vielleicht ein gutes Stück zu früh eingestiegen.

Royal Dutch Shell

Wie viele andere Öl- und Gasunternehmen hat auch Shell momentan etwas Probleme mit der Rentabilität. Doch Shell hat trotz hoher Kapitalintensivität immer verlässlich Dividende bezahlt, die im Normalfall auch locker aus dem operativen Cashflow gestemmt wird. Die Dividendenrendite liegt bei über 5%. Dieser Wert ist für mich beinahe wie eine Anleihe mit (über die Jahre) steigendem Kupon/Dividende. Die Aktie liegt nach wikifolio-Auskunft momentan mit ca. 11,8% im Minus. Rein kurstechnisch – rechnet man die seit dem Kauf kassierten Dividenden wieder hinzu, ist die Gesamtrendite bei praktisch Null – nicht berauschend, aber Potential ist genügend vorhanden, und darauf kommt es an.

Semperit - Besprechung

Seit ich die Aktie gekauft habe, laufen die Geschäfte rund – wenn das nur immer so wäre. Gerade erst heute hat der Konzern die Zahlen für die ersten 3 Quartale 2013 veröffentlicht. Die Aktie schließt heute in Wien mit beinahe 6% Kursplus. Das macht einen unrealisierten Kursgewinn von über 25% seit April – plus der in der Zwischenzeit kassierten Dividende von 80 Cent pro Aktie. Das alles ist natürlich etwas glücklich und so wird es auch nicht weitergehen - aber prinzipiell sehe ich die Aktie immer noch als unterbewertet an.


Noch kommt der (riesige) Händler nicht so richtig aus den Problemen raus, wie das Halbjahresergebnis gezeigt hat. In England machen Aldi und Lidl druck. Buffett hat einen Teil seiner Aktien wieder verkauft. Zusammenhang? Noch vertraue ich auf das Unternehmen, werde mir das aber noch mal durch den Kopf gehen lassen müssen, vor allem weil die Position im wikifolio hoch gewichtet ist – vielleicht werde ich zumindest einen Teil verkaufen. 

Vienna Insurance Group - Besprechung

Der Versicherer gefällt mir nach wie vor sehr gut, allerdings wurde heute eine Gewinnwarnung veröffentlicht. Die Aktie notiert jetzt über Buchwert, der bei Versicherungen normalerweise eine gute Orientierung für den Wert darstellt. Das werde ich mir ebenfalls nochmal genauer ansehen müssen.

Voestalpine - Besprechung

Auch die Voestalpine leidet natürlich unter den Stahlüberkapazitäten in Europa – als eine der wenigen Stahlunternehmen ist sie aber nach wie vor profitabel. Die EBIT-Marge betrug zum Halbjahr gute 7 Prozent – Sonderbelastungen inkludiert. Die Downstream-Strategie funktioniert weiterhin.

Wienerberger

Ohne die Aktie des Ziegelherstellers je erwähnt zu haben, habe ich letztens auch noch den kleinen Restbestand verkauft – mit einem stolzen Gewinn von 93,5% in weniger als einem Jahr. Vielleicht war das zu früh, da gerade etwas Momentum in der Aktie zu stecken scheint. Da ich aber kein Charttechniker oder Momentum-Trader bin und mir die Aktie durchaus fair bewertet erscheint, habe ich verkauft. Die operativen Gewinne des Unternehmens lassen weiter auf sich warten, weswegen mir ein Kurs über dem um Goodwill adjustierten Buchwert von ca. EUR 9,60 als zu riskant erscheint. Sollte der Kurs mal wieder unter selbigen fallen, werde ich mir den Einstieg wieder überlegen – volatil genug wäre die Aktie ja prinzipiell.

11. November 2013

Kauf: Deutsche Bank

Dem aufmerksamen Verfolger des Wikifolios ist wahrscheinlich aufgefallen, dass ein neuer, wohl als risikoreich einzustufender Wert in selbigem zu finden ist: die Aktie der Deutschen Bank.

Warum nicht die Commerzbank, wie hier und hier diskutiert? Gemessen am Buchwert und den potentiellen Gewinnen ist die Aktie ebenfalls billig zu haben, aber ich fühle mich bei dieser Bank einfach wohler als bei der Commerzbank. Zum Teil liegt das wohl daran, dass die Deutsche Bank keine Staatshilfe gebraucht hat, was auf ein besseres Risikomanagement hindeutet.

Wie immer bei einer Bank, sollte man sich in erster Linie die Bilanz ansehen (in Mrd. EUR):



(Ich entschuldige mich dafür dass die Jahreszahlen genau in dem für das Auge schlecht liegenden lila Balkenteil angezeigt werden – aber es ist schon nach neun Uhr abends und ich bin es inzwischen Leid mit meinem Excel zu kämpfen, das in diesem Fall einfach eine andere Meinung hat als ich)

Die Liquiditätslage der Bank ist spätestens seit 2011 nicht mehr allzu Besorgnis erregend, und auch die regulatorischen Kapitalquoten zeigen aufwärts. Dazu wurde zwar die eine oder andere Kapitalerhöhung gebraucht, aber die waren nicht so wert-zerstörend wie die bei der Commerzbank – der Gewinn je Aktie hat dennoch gelitten. In EUR:



Die Deutsche Bank ist wettbewerbsmäßig prinzipiell gut aufgestellt. So ist sie seit Jahren die Nummer 1 im weltweiten Devisenhandel und baut ihre Marktanteile im Handel mit Anleihen ebenso kontinuierlich aus wie im Aktienhandel, im Corporate Finance Geschäft und in der Handelsfinanzierung. Sie hat aber, wie manch andere Bank auch, noch immer mit den Geistern der Vergangenheit zu kämpfen.

Von Interesse ist deswegen, ob das Grundgeschäft funktioniert. Und das tut es bei der Deutschen Bank. Die folgende Grafik zeigt die Zusammensetzung des Vorsteuerergebnisses. Unusual enthält Posten wie Goodwill-Abschreiber, Restrukturierungsrückstellungen und  Rückstellungen für, wie bei der Bank of America, Prozesse, Klagen und ähnlich unerfreuliches.


Ein ganz ähnliches Bild zeigt die Segmentberichterstattung. Wie die Commerzbank hat auch die Deutsche Bank ein Non-Core-Segment geschaffen, in das sie alles auslagert, was früher oder später abgebaut werden soll. Das Segment besteht erst seit letztem Jahr, aber einfachheitshalber habe ich für die Jahre davor alle konzernübergreifenden Effekte in dieses Segment gepackt, so dass diese Jahre keine Null enthalten, wie zu erwarten wäre (insbesondere im Jahr 2010).



Hier ist ersichtlich dass das Investmentbanking der wichtigste Gewinnbringer für die Bank ist. Auf was ich aber eigentlich hinaus will ist, dass das Grundgeschäft der Bank funktioniert (Operating Profit in der ersten, bzw. Segment-Vorsteuergewinne in der zweiten Grafik). Meine Investmentthese ist deswegen ganz ähnlich wie die für die Bank of America: fallen diese Sonderbelastungen irgendwann wieder weg, kommen die Gewinne der Bank voll durch. Womit auch wieder höhere Dividenden möglich sein werden.

Annahmen: 
  • Vorsteuergewinn von EUR 8 Mrd. (2013: 6 Mrd. nach neun Monaten) 
  • ohne Sondereffekte 
  • Steuersatz von 30% 

Das würde momentan einen Gewinn/Aktie von ca. EUR 5,30 bedeuten – oder ein KGV von ca. 6,5. Eine Dividendenrendite von 6% auf den heutigen Kurs ist bei einer Auszahlung von 2 dieser 5,30 Euro nicht undenkbar. Das weiteren notiert die Aktie derweil unter dem (um Goodwill reduzierten) Buchwert von ca. EUR 45 pro Aktie und die regulatorischen Kapitalquoten sind vorerst, und hoffentlich auch weiterhin, erfüllt. Die Sicherheitsmarge scheint mit ausreichend.

Long.