Dem aufmerksamen Verfolger des Wikifolios ist
wahrscheinlich aufgefallen, dass ein neuer, wohl als risikoreich einzustufender
Wert in selbigem zu finden ist: die Aktie der
Deutschen Bank.
Warum nicht die Commerzbank, wie hier
und hier
diskutiert? Gemessen am Buchwert und den potentiellen Gewinnen ist die Aktie
ebenfalls billig zu haben, aber ich fühle mich bei dieser Bank einfach wohler
als bei der Commerzbank. Zum Teil liegt das wohl daran, dass die Deutsche Bank keine
Staatshilfe gebraucht hat, was auf ein besseres Risikomanagement hindeutet.
Wie immer bei einer Bank, sollte
man sich in erster Linie die Bilanz ansehen (in Mrd. EUR):
(Ich entschuldige mich dafür dass die Jahreszahlen genau in dem für
das Auge schlecht liegenden lila Balkenteil angezeigt werden – aber es ist
schon nach neun Uhr abends und ich bin es inzwischen Leid mit meinem Excel zu
kämpfen, das in diesem Fall einfach eine andere Meinung hat als ich)
Die Liquiditätslage der Bank ist
spätestens seit 2011 nicht mehr allzu Besorgnis erregend, und auch die
regulatorischen Kapitalquoten zeigen aufwärts. Dazu wurde zwar die eine oder
andere Kapitalerhöhung gebraucht, aber die waren nicht so wert-zerstörend wie
die bei der Commerzbank – der Gewinn je Aktie hat dennoch gelitten. In EUR:
Die Deutsche Bank ist
wettbewerbsmäßig prinzipiell gut aufgestellt. So ist sie seit Jahren
die Nummer 1 im weltweiten Devisenhandel und baut ihre Marktanteile im Handel
mit Anleihen ebenso kontinuierlich aus wie im Aktienhandel, im Corporate
Finance Geschäft und in der Handelsfinanzierung. Sie hat aber, wie manch andere
Bank auch, noch immer mit den Geistern der Vergangenheit zu kämpfen.
Von Interesse ist deswegen, ob das
Grundgeschäft funktioniert. Und das tut es bei der Deutschen Bank. Die folgende
Grafik zeigt die Zusammensetzung des Vorsteuerergebnisses. Unusual enthält Posten
wie Goodwill-Abschreiber, Restrukturierungsrückstellungen und Rückstellungen für, wie bei der Bank of
America, Prozesse, Klagen und ähnlich unerfreuliches.
Ein ganz ähnliches Bild zeigt die
Segmentberichterstattung. Wie die Commerzbank hat auch die Deutsche Bank ein Non-Core-Segment
geschaffen, in das sie alles auslagert, was früher oder später abgebaut werden
soll. Das Segment besteht erst seit letztem Jahr, aber
einfachheitshalber habe ich für die Jahre davor alle konzernübergreifenden
Effekte in dieses Segment gepackt, so dass diese Jahre keine Null enthalten,
wie zu erwarten wäre (insbesondere im Jahr 2010).
Hier ist ersichtlich dass
das Investmentbanking der wichtigste Gewinnbringer für die Bank ist. Auf was
ich aber eigentlich hinaus will ist, dass das Grundgeschäft der Bank funktioniert (Operating Profit in der ersten, bzw. Segment-Vorsteuergewinne in der zweiten Grafik). Meine Investmentthese ist deswegen ganz ähnlich wie die für die Bank
of America: fallen diese Sonderbelastungen irgendwann wieder weg, kommen
die Gewinne der Bank voll durch. Womit auch wieder höhere Dividenden möglich
sein werden.
Annahmen:
- Vorsteuergewinn von EUR 8 Mrd. (2013: 6 Mrd. nach neun Monaten)
- ohne Sondereffekte
- Steuersatz von 30%
Das würde momentan einen Gewinn/Aktie von ca. EUR 5,30 bedeuten – oder ein KGV
von ca. 6,5. Eine Dividendenrendite von 6% auf den heutigen Kurs ist bei einer Auszahlung
von 2 dieser 5,30 Euro nicht undenkbar. Das weiteren notiert die Aktie derweil
unter dem (um Goodwill reduzierten) Buchwert von ca. EUR 45 pro Aktie und die
regulatorischen Kapitalquoten sind vorerst, und hoffentlich auch weiterhin, erfüllt. Die Sicherheitsmarge scheint
mit ausreichend.
Long.
Hallo,
AntwortenLöschendu könntest durchaus Recht haben mit einem Einstieg...
Die DB hat mir momentan einfach noch zu viel "Dreck am Stecken" und ich kann mögliche Risiken überhaupt gar nicht einschätzen. Kaum eine Woche vergeht, in der nicht eine neue Mogelei aufgedeckt wird...
Ein weiterer Kritikpunkt, und das gilt für alle Versicherer und Banken, sind die regulatorischen Eingriffe. Wer weiß, was sich die Regulierer aus Brüssel und Berlin alles Neues einfallen lassen.
Beste Grüße
Hallo Chris,
LöschenErst einmal danke für den Kommentar.
Was du ansprichst stimmt natürlich, und das gilt im Moment für sehr viele Banken. Ich sehe das jedoch so, dass diese (für mich) momentane Abneigung gegenüber Banken eine, langfristig gesehen, substantielle Unterbewertung mit sich bringt, von der man am meisten profitieren kann, wenn man einsteigt, so lange die Unterbewertung noch da ist.
Wenn ich warte, bis die Unsicherheit weg ist, bzw. der Stecken halbwegs sauber ist, ist der Kurs schon wieder oben - vorausgesetzt, dass die operative Performance des Grundgeschäfts nicht allzu stark leidet, was natürlich auch eventuelle regulatorische Maßnahmen beinhaltet.
Wie erwähnt halte ich jedoch die aktuelle Sicherheitsmarge (Kurs genügend unter Wert) für ausreichend.
Gruß
Tom