11. November 2013

Kauf: Deutsche Bank

Dem aufmerksamen Verfolger des Wikifolios ist wahrscheinlich aufgefallen, dass ein neuer, wohl als risikoreich einzustufender Wert in selbigem zu finden ist: die Aktie der Deutschen Bank.

Warum nicht die Commerzbank, wie hier und hier diskutiert? Gemessen am Buchwert und den potentiellen Gewinnen ist die Aktie ebenfalls billig zu haben, aber ich fühle mich bei dieser Bank einfach wohler als bei der Commerzbank. Zum Teil liegt das wohl daran, dass die Deutsche Bank keine Staatshilfe gebraucht hat, was auf ein besseres Risikomanagement hindeutet.

Wie immer bei einer Bank, sollte man sich in erster Linie die Bilanz ansehen (in Mrd. EUR):



(Ich entschuldige mich dafür dass die Jahreszahlen genau in dem für das Auge schlecht liegenden lila Balkenteil angezeigt werden – aber es ist schon nach neun Uhr abends und ich bin es inzwischen Leid mit meinem Excel zu kämpfen, das in diesem Fall einfach eine andere Meinung hat als ich)

Die Liquiditätslage der Bank ist spätestens seit 2011 nicht mehr allzu Besorgnis erregend, und auch die regulatorischen Kapitalquoten zeigen aufwärts. Dazu wurde zwar die eine oder andere Kapitalerhöhung gebraucht, aber die waren nicht so wert-zerstörend wie die bei der Commerzbank – der Gewinn je Aktie hat dennoch gelitten. In EUR:



Die Deutsche Bank ist wettbewerbsmäßig prinzipiell gut aufgestellt. So ist sie seit Jahren die Nummer 1 im weltweiten Devisenhandel und baut ihre Marktanteile im Handel mit Anleihen ebenso kontinuierlich aus wie im Aktienhandel, im Corporate Finance Geschäft und in der Handelsfinanzierung. Sie hat aber, wie manch andere Bank auch, noch immer mit den Geistern der Vergangenheit zu kämpfen.

Von Interesse ist deswegen, ob das Grundgeschäft funktioniert. Und das tut es bei der Deutschen Bank. Die folgende Grafik zeigt die Zusammensetzung des Vorsteuerergebnisses. Unusual enthält Posten wie Goodwill-Abschreiber, Restrukturierungsrückstellungen und  Rückstellungen für, wie bei der Bank of America, Prozesse, Klagen und ähnlich unerfreuliches.


Ein ganz ähnliches Bild zeigt die Segmentberichterstattung. Wie die Commerzbank hat auch die Deutsche Bank ein Non-Core-Segment geschaffen, in das sie alles auslagert, was früher oder später abgebaut werden soll. Das Segment besteht erst seit letztem Jahr, aber einfachheitshalber habe ich für die Jahre davor alle konzernübergreifenden Effekte in dieses Segment gepackt, so dass diese Jahre keine Null enthalten, wie zu erwarten wäre (insbesondere im Jahr 2010).



Hier ist ersichtlich dass das Investmentbanking der wichtigste Gewinnbringer für die Bank ist. Auf was ich aber eigentlich hinaus will ist, dass das Grundgeschäft der Bank funktioniert (Operating Profit in der ersten, bzw. Segment-Vorsteuergewinne in der zweiten Grafik). Meine Investmentthese ist deswegen ganz ähnlich wie die für die Bank of America: fallen diese Sonderbelastungen irgendwann wieder weg, kommen die Gewinne der Bank voll durch. Womit auch wieder höhere Dividenden möglich sein werden.

Annahmen: 
  • Vorsteuergewinn von EUR 8 Mrd. (2013: 6 Mrd. nach neun Monaten) 
  • ohne Sondereffekte 
  • Steuersatz von 30% 

Das würde momentan einen Gewinn/Aktie von ca. EUR 5,30 bedeuten – oder ein KGV von ca. 6,5. Eine Dividendenrendite von 6% auf den heutigen Kurs ist bei einer Auszahlung von 2 dieser 5,30 Euro nicht undenkbar. Das weiteren notiert die Aktie derweil unter dem (um Goodwill reduzierten) Buchwert von ca. EUR 45 pro Aktie und die regulatorischen Kapitalquoten sind vorerst, und hoffentlich auch weiterhin, erfüllt. Die Sicherheitsmarge scheint mit ausreichend.

Long.

2 Kommentare:

  1. Hallo,
    du könntest durchaus Recht haben mit einem Einstieg...

    Die DB hat mir momentan einfach noch zu viel "Dreck am Stecken" und ich kann mögliche Risiken überhaupt gar nicht einschätzen. Kaum eine Woche vergeht, in der nicht eine neue Mogelei aufgedeckt wird...

    Ein weiterer Kritikpunkt, und das gilt für alle Versicherer und Banken, sind die regulatorischen Eingriffe. Wer weiß, was sich die Regulierer aus Brüssel und Berlin alles Neues einfallen lassen.

    Beste Grüße

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    1. Hallo Chris,

      Erst einmal danke für den Kommentar.

      Was du ansprichst stimmt natürlich, und das gilt im Moment für sehr viele Banken. Ich sehe das jedoch so, dass diese (für mich) momentane Abneigung gegenüber Banken eine, langfristig gesehen, substantielle Unterbewertung mit sich bringt, von der man am meisten profitieren kann, wenn man einsteigt, so lange die Unterbewertung noch da ist.

      Wenn ich warte, bis die Unsicherheit weg ist, bzw. der Stecken halbwegs sauber ist, ist der Kurs schon wieder oben - vorausgesetzt, dass die operative Performance des Grundgeschäfts nicht allzu stark leidet, was natürlich auch eventuelle regulatorische Maßnahmen beinhaltet.

      Wie erwähnt halte ich jedoch die aktuelle Sicherheitsmarge (Kurs genügend unter Wert) für ausreichend.

      Gruß
      Tom

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