23. September 2013

Zwei Kapitalerhöhungen in Wien – Uniqa und AT&S

In Wien sind momentan zwei Kapitalerhöhungen (KE) am Laufen. Mit beiden Unternehmen habe ich mich bereits befasst, auch wenn ich noch nie eine der Aktien besessen habe. Die KEs sind aber willkommene Gelegenheiten, sich die Unternehmen einmal wieder etwas genauer anzusehen.

Uniqa

Neue Aktien werden zwischen EUR 7,50 und 8,50 angeboten, womit der Buchwert pro Aktie nach der KE bei irgendwo zwischen EUR 8,50 und 8,90 liegen wird – deutlich unter dem aktuellen Buchwert je Aktie von ca. EUR 9,10 (Halbjahresbericht 2013) - und unter dem aktuellen Aktienkurs von EUR 9,20. Die bisherigen Großaktionäre ziehen bei der KE nicht mit und lassen ihre Anteile verwässern, was den Streubesitz erhöhen wird. Damit könnte die Uniqa zu einem ernsthaften Aspiranten auf einen Platz im Wiener Leitindex ATX werden.

Wie ich in meinem Artikel über die Vienna Insurance Group versucht habe zu erklären, denke ich dass die Idee der konstanten Underwriting Profits bei Versicherungen sehr wichtig ist. Die Uniqa kann der VIG in dieser Hinsicht nicht das Wasser reichen. Sehr schön zu verfolgen ist das auch anhand der Kennzahlen, die die beiden Versicherer in den letzten Jahren produziert haben.

In den Grafiken ist zu beachten, dass der Buchwert zum Halbjahr 2013 bei der Uniqa die anstehende KE noch nicht berücksichtigt (Verwässerung) und die VIG 2009 eine Sonderdividende von 90 Cent für das Geschäftsjahr 2008 ausgeschüttet hat, die ebenfalls nicht berücksichtigt ist. Weiterhin ist zu beachten, dass die Uniqa in ihren guten Jahren ähnlich starke Eigenkapitalrenditen erzielt wie die VIG, was jedoch auf die deutlich niedrigeren Eigenkapitalquoten der Uniqa zurückzuführen ist – siehe ROAs.


Uniqa vs. VIG (anklicken zum Vergrößern)


Die deutlich besseren Zahlen der VIG sind in meinen Augen eine Folge der deutlich höheren Underwriting Profits. Diese sind wiederum auf eine niedrigere Kostenstruktur bzw. eine vorsichtigere Preisgestaltung der Polizzen zurückzuführen. Das Nichtvorhandensein von Underwriting Profits bei der Uniqa macht diese abhängig von den Einnahmen im Veranlagungsbereich. In einem Niedrigzinsumfeld wie heute tut sie sich, im Gegensatz zur VIG, also schwer damit zufriedenstellende Ergebnisse zu erzielen.

Da beide Unternehmen nur leicht über Buchwert notieren (die Uniqa nach der KE etwas deutlicher), ist für mich die VIG nach wie vor die bessere Wahl, und ein Einstieg bei der Uniqa drängt sich nicht auf.


AT&S

AT&S ist ein Hersteller von Leiterplatten, dessen Stärke vor allem bei den technisch etwas höherwertigen HDI-Leiterplatten liegt (zweitgrößter Produzent weltweit). In diesem Markt ist es sehr schwer, sich Wettbewerbsvorteile zu erarbeiten. Auch wenn das Management von AT&S prinzipiell gut ist, konnte es starke Schwankungen in den Ergebnissen in den letzten Jahren nicht verhindern. Die KE, die den Buchwert je Aktie voraussichtlich auf etwa EUR 10,50 verwässern wird, soll der Finanzierung des Einstiegs in den stark wachsenden Markt für IC-Substrate dienen.

Prinzipiell ist das ein interessanter Schritt, da sich in diesem Geschäftsbereich weniger Konkurrenz tummelt und die Margen etwas höher sind. Außerdem soll das neue Werk das technologisch höchstwertigste seiner Art sein, und billiger produzieren als die Werke der bestehenden Konkurrenz. Der Einstieg ist dem Unternehmen zuzutrauen (das Werk soll ab 2016 produzieren, der Bau läuft bereits).

Die folgenden Grafiken stammen aus einer Unternehmenspräsentation im Juli 2013 (anklicken zum Vergrößern):




AT&S ist ein gut geführtes Unternehmen, wenn auch in einem sehr schwierigen Markt. Die Bilanz ist mit über 40% Eigenkapitalquote solide, und nicht durch Goodwillposten verzerrt. Dauerhafte Wettbewerbsvorteile sind allerdings nicht auszumachen, dafür ist der Markt einfach zu kompetitiv. Aber wenn ich einen fairen Wert angeben müsste, würde ich dafür den Buchwert je Aktie hernehmen, und der wird, wie schon oben erwähnt, nach der KE bei ca. EUR 10,50 liegen. Vom heutigen Kurs weg ein Potential von immerhin ca. 50%.

Ein Einstieg in den nächsten Wochen ist für mich denkbar.



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