25. August 2016

Verzerrung

Das folgende Video (A message from Carl Icahn) ist schon ein paar Monate alt. Ich stelle es dennoch ein (via Youtube):


Interessant finde ich, dass selbst Leute wie Carl Icahn, die mehr für ihren nachweisbaren Erfolg in der Praxis (Investieren/Spekulieren/wie immer ihr das nennen wollt) bekannt sind als für ihre Leistungen im Bereich der ökonomischen Theorie, die Null- (bzw. inzwischen Negativ-) Zinspolitik der Zentralbanken weltweit als eines der Hauptprobleme der Weltwirtschaft ausmachen.

Als jemand der (inzwischen) der Sichtweise der Österreichischen Schule der Nationalökonomie, dass nämlich Zentralbanken mit ihren Eingriffen in die Märkte mehr Problem als Lösung sind, nicht abgeneigt ist, gebe ich hier zwei Leseempfehlungen, die in diese Schule einführen und gleichzeitig interessante Aspekte für aktive Investoren/Sparer beinhalten (was bei rein theoretischen Werken naturgemäß fehlt):

  • "Österreichische Schule für Anleger: Austrian Investing zwischen Inflation und Deflation", Taghizadegan, Stöferle, Valek (Amazon)

  • "The Dao of Capital: Austrian Investing in a Distorted World", Spitznagel (Amazon)
Tatsächlich bietet die Österreichische Konjunkturzyklus-Theorie eine gute Erklärung für Konjunktur-Hochs und Konjunktur-Tiefs in der Wirtschaft, für Booms und Busts an den Börsen. Eine, meiner Meinung nach jedenfalls, bessere Erklärung als alles was sonst zu finden ist. (Wer tiefer in die Materie eindringen will, dem empfehle ich natürlich Original-Texte, da das aber sehr zeitaufwendig ist, empfehle ich eben diese beiden Werke als Einführung.)



In einem gewissen Sinne sehe ich das Verhältnis von Österreichischer Schule zur Mainstream-Ökonomie ähnlich wie das Verhältnis von Value Investing zur Mainstream-Theorie des Investierens: die Masse wird es nie verstehen, schlicht und einfach deswegen weil es dafür (das Verstehen) notwendig ist nachzudenken. Im Bereich des Investierens ist letztlich allerdings jeder für sich selbst verantwortlich - die Theorie, auf der man seine Investmentstrategie aufbauen will, ist frei wählbar. Value Investing hat sich als eine jener Strategien erwiesen, die langfristig zu den erfolgreichsten gehört, was nicht zwingend heißt, dass es die einzig richtige ist oder dass sie auch in Zukunft funktioniert. Im Bereich der Ökonomie dagegen wird von Büro- und Technokraten von oben herab entschieden - man kann sich nicht dagegen wehren, alle (nicht nur Kapitalmarktteilnehmer) müssen mit der Nullzinspolitik leben, auch jene die damit nicht einverstanden sind.

Um es kurz zu machen: da ein Kredit nichts anderes ist, als eine Möglichkeit heute schon auf zukünftige Erträge zuzugreifen, sind Zinsen letztlich der Preis für die Zeit (nicht der Preis für Geld, obwohl das natürlich zusammenhängt - Zeit ist ja sprichwörtlich Geld). Doch auch wenn unsere Zentralbanker das offensichtlich gerne andersherum hätten: Zeit ist nicht wertlos. Diese sehr simple Einsicht macht Nullzinspolitik zu einer einzigen Farce. (Ein negativer Zins ist meiner Meinung nach überhaupt logisch undenkbar, da dies impliziert, dass Zeit einen negativen Wert hat - wie sollte das gehen, außer man leidet mit Schmerzen unter einer unheilbaren Krankheit und wünscht sich den Tod herbei? Leiden unsere Zentralbanker an solch einer Krankheit?)

Wir haben nun in etwa acht Jahre der Nullzinspolitik hinter uns. Acht Jahre in denen den Kapitalmarktteilnehmern suggeriert wird, Zeit sei wertlos. Acht Jahre, in denen Geld keine Rolle spielt. Und wir sind noch nicht am Ende dieses Treibens. Was für Folgen könnte das haben? Wie viele Malinvestitionen sind dadurch wohl schon ausgelöst worden und wie viele werden noch folgen?

Ich fahre schon länger eine etwas höhere Cash-Quote. Allerdings mache ich mir gleichzeitig Gedanken über Tail-Hedging. Könnte das effizienter sein, da ich dann eine niedrigere Cash-Quote fahren könnte? Meine Gedanken gehen in diese Richtung: out-of-the money Put auf einen Index oder sehr teure Einzeltitel, wobei ich damit noch nicht viel Erfahrungen habe. Für Anregungen zu diesem Thema wäre ich sehr dankbar. Testen tue ich es jedenfalls (wenn auch nicht für das Wikifolio, da ich dort keine Derivate handeln kann - d.h. dort wird es vorerst bei der höheren Cash-Quote bleiben.)

11. August 2016

Die Amazon-Steuer

Letztes Jahr habe ich mir ein paar Gedanken zu Amazon gemacht (Teil 1, Teil 2, Teil 3), und mehr oder weniger beschlossen, das Unternehmen zwar weiter zu beobachten, aber nicht zu investieren.

Inzwischen habe ich drei Artikel auf stratechery gelesen, die mir beim Verständnis des Geschäftsmodells ziemlich geholfen haben. Wenn wir annehmen, dass Ben Thompson (der Autor) recht hat, dann bleibt nur noch ein Problem zu lösen: die Bewertung. 

Mit der Anmerkung, dass mir die Aktie zum Investieren nach wie vor zu teuer ist, wünsche ich viel Spaß beim Lesen.

Alle drei Links verweisen auf stratechery:
  1. The AWS IPO (Mai 2015)
  2. The Amazon Tax (März 2016)