Viel Aufregendes hat sich in den
letzten Monaten im wikifolio
nicht getan. Die ersten Monate 2014 haben hauptsächlich dazu gedient,
Dividenden einzusammeln. Meine Kommentare waren ebenfalls recht knapp, was
hauptsächlich daran lag, dass ich ein kleines Töchterchen bekommen habe, das
mich ganz schön auf Trab hält. Dafür hat sich in einigen Unternehmen etwas
getan. Es wird Zeit, mal wieder einen Blick auf das zu werfen, was sich im wikifolio tummelt.
In alphabetischer Reihenfolge:
AT&S (Ursprünglicher
Artikel)
AT&S habe ich im September und
Dezember letzten Jahres gekauft, die Performance laut wikifolio beträgt
ca. 28%, was sich sehen lassen kann. Wichtiger ist jedoch: AT&S hat
inzwischen (vorläufige) Zahlen für das GJ 2013/14 gelegt, die überraschend viel
stärker waren, als ich erwartet hätte. Das hilft ungemein die Zeit bis zur
Eröffnung des neuen Werks in China zu überbrücken. Die notwendigen Investitionen
dafür sind sehr hoch: der starke CF 2013/14 und die im letzten Jahr über die
Bühne gegangene Kapitalerhöhung sollten die Finanzierung bis zu den ersten
Verkäufen aus dem neuen Werk/Geschäftsfeld (avisiert für 2016) ausreichend abgesichert
haben, wenn das GJ 2014/15 nicht ausnehmend negativ verläuft.
Das neue Geschäftsfeld, für das
das neue Werk gebaut wird: IC Substrates (AT&S-Erklärung
in der „AT&S Company Presentation May 2014“ – Folien 18-22). AT&S
erwartet sich davon höhere Margen als im bisher betriebenen Geschäft, dennoch
bin ich mir nicht sicher, ob sich AT&S daraus einen nachhaltigen Burggraben
aufbauen kann. Ich gehe davon aus, dass auch der eine oder andere Konkurrent
auf die Idee kommt, in dieses Geschäft einzusteigen - wo dann die langfristige
Kapitalrendite liegt, steht noch in den Sternen.
Der Grund für den Kauf der
AT&S Aktie war hauptsächlich der spottbillige Kurs, nicht die herausragende
Markstellung. Das führt dazu, dass ich mir nach dem Kursanstieg schon wieder
Gedanken darüber mache, wann ich aussteigen soll. Ich denke aber, dass es dafür
noch zu früh ist. Den fairen Wert sehe ich zumindest beim Buchwert pro Aktie,
der nach der Kapitalerhöhung mit Stand 31. März 2014 ca. EUR 10 beträgt.
Bank of America (Ursprünglicher
Artikel)
Nicht viel Neues: an und für sich
relativ zufriedenstellende Gewinne aus dem operativen Geschäft, die in erster
Linie durch Strafzahlungen der Hypothekenabteilung aufgefressen werden. Die Vorsteuerergebnisse
in Mrd. USD:
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Nach wie vor bin ich der Meinung,
dass es nur eine Frage der Zeit ist, bis sich dieses Strafzahlungen legen, und
die Hypothekenabteilung zumindest wieder eine Null schreibt – und dann sickern
die eigentlich vorhandenen Gewinne durch bis zum Ergebnis nach Steuer.
Der Buchhaltungsfehler,
der Anfang Mai entdeckt wurde (und im Übrigen nur die regulatorischen – und in meinen
Augen künstlichen - Kapitalvorschriften betrifft), ist zwar ärgerlich, da
dadurch voraussichtlich die Aktienrückkauf- und Dividendenpläne abgesagt/verringert/verschoben
werden müssen, aber für meine Investmentthese eigentlich unbedeutend. Warren
Buffett, der über Warrants dabei ist, sieht das ähnlich (bei Wandlung der
Warrants wäre Bank of America die fünftgrößte Aktienposition im Portfolio von
Berkshire Hathaway).
BASF (Ursprünglicher
Artikel)
Das Ergebnis 2013 war gut, der
Start ins Jahr 2014 ebenfalls. Die Dividende wurde erneut erhöht (auf EUR 2,70
nach 2,60) und vor ein paar Tagen ausgeschüttet. Viel mehr gibt es nicht zu
sagen, außer dass der Aktienkurs langsam in eine Region vorstößt, der dem Wert
des Unternehmens in etwa entspricht. Für überbewertet halte ich die Aktie allerdings
nach wie vor nicht. Umsatz und Margen (letztere bereinigt um Einmaleffekte):
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Deutsche Bank (Ursprünglicher
Artikel)
Nun kommt also doch noch eine
Kapitalerhöhung und es scheint als wäre ich hier zu früh dran gewesen. Die
Aktie ist gut 10% im Minus, es soll Schlimmeres geben. Bei der KE werde ich
wahrscheinlich neue Aktien zeichnen:
- der Abbau der Nichtkernaktivitäten geht voran
- das Effizienzsteigerungsprogramm läuft und sollte in den nächsten Jahren in die (Netto-) Gewinne durchsickern (avisiert sind Effekte von rund EUR 4,5 Mrd. jährlich)
- der Rückzug einiger europäischer Konkurrenten aus dem als riskant geltenden Investmentbanking sollte sich positiv auf die Deutsche Bank auswirken
- die Aktie ist nach wie vor sehr billig, auch wenn man eine pessimistisch angesetzte Verwässerung der Aktionäre durch die KE berücksichtigt
Intel (Letzte
Erwähnung)
Die einen meinen, Intel wird den
Markt für Chips für mobile Endgeräte ab sofort dominieren (oder zumindest
kräftig aufmischen), die anderen meinen, Intel ist gegen die ARM-Technologie
chancenlos. Beispielsweise auf seekingalpha.com:
Pro-Artikel,
Kontra-Artikel
(Auswahl der Artikel zufällig, das waren einfach die letzten beiden, als ich
nachgesehen habe). Um ehrlich zu sein, ich habe keine Ahnung, was hier
passieren wird. Der Grund für den Kauf war die Dominanz im PC- und Server-Geschäft,
die ich einfach nicht verschwinden sehe (weder die Dominanz, noch die Hardware
selbst). Langsam geben mir die konstanten Verluste im Mobilsegment aber doch zu
denken. Die EBIT-Zusammensetzung (in Mio. USD, ab 2012 in neuer
Segment-Einteilung):
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Intel steht in meinen Augen bewertungsmäßig
an einer Art Scheidepunkt: wird Mobile profitabel, ist die Aktie billig. Stellt
sich nur die Frage: wie billig? Sollte das nicht gelingen (und das Segment
aufgegeben werden), ist die Aktie mehr oder weniger fair bewertet. Theoretisch
sollte Intel alle Voraussetzungen haben, um erfolgreich sein zu können. Dennoch
ist es ist gut möglich, dass ich die Aktie in den nächsten Wochen verkaufen
werde, weil ich einfach keine realistische Einschätzung dazu abgeben kann.
IBM (Ursprünglicher
Artikel)
Ähnlich wie bei Intel, gibt es
auch zu IBM sehr widersprüchliche Meinungen. Hauptkritikpunkt sind die
rückläufigen Umsätze, was in meinen Augen auf den Ausstieg aus weniger
profitablen Geschäftsbereichen zurückzuführen und eher unproblematisch ist.
Was ich nochmal überdenken muss:
ist die Kritik, dass der Vorstand versucht die selbstgesteckten Ziele beim Gewinn
pro Aktie auf Kosten der langfristigen Geschäftsaussichten zu „managen“,
gerechtfertigt? Ein Hinweis darauf ist z.B. die Tatsache, dass der Großteil des
Aktienrückkaufprogramms für 2014 schon im ersten Quartal abgewickelt wurde,
obwohl die operativen Cashflows erfahrungsgemäß oft erst in der zweiten
Jahreshälfte daherkommen. Dadurch verringert sich die „durchschnittliche Anzahl
an ausstehenden Aktien“ für das Gesamtjahr überproportional, was einen
positiven Effekt auf den Gewinn/Aktie haben wird.
Microsoft (Letzte
Erwähnung)
Seit dem Abgang von Steve Ballmer
als CEO entwickelt sich der Kurs prächtig. Das ist eine (auf österreichisch)
Watschn für den Mann, der Microsoft im letzten Jahrzehnt sehr gut geführt hat.
Sein Hauptproblem war, dass er die Konzernführung übernommen hat, als die Aktie
stark überbewertet war. Dass sie beim (in etwa) gleichen Kurs unterbewertet war,
als er ging, ist sein Verdienst.
Dennoch hat er kurz vor seinem
Abgang in meinen Augen einen Fehler gemacht: die Übernahme der Handy-Sparte von
Nokia. Es stimmt zwar, dass Microsoft schon länger auch Hardware produziert
(Tastaturen, Mäuse, Xbox…), aber nie Hardware, die das hauseigene
Betriebssystem Windows benötigten um zu funktionieren. Handys sollen mit
Windows Phone, bzw. Windows 8, laufen. Dadurch tritt der Konzern in direkte
Konkurrenz zu den Herstellern, die Windows kaufen sollen. Ich halte das für
sehr riskant. Ähnliches gilt für das Tablet Surface.
Der Neue, Satya Nadella, scheint
fürs Erste nicht die großen Hardware-Ambitionen zu haben, die Steve Ballmer am
Ende seiner Amtszeit auszeichneten. Ein erster, von der Börse sehr gut
aufgenommener, Schritt war Office für Apple bereitzustellen. Das könnte sich
für Microsofts Hardware-Sparte als Schuss ins Knie erweisen.
Ich denke, der Wechsel an der
Konzernspitze war lediglich der Trigger, der die Aktie der Cash-Maschine
Microsoft den Anstoß zu höheren Kursen gab. Sollte Nadella den Vorstoß in den
Hardwarebereich tatsächlich etwas entschleunigen, wäre mir das nur recht – dort
sehe ich keine Kernkompetenz des Unternehmens.
Nebenbei bemerkt: die neue
Segmentstruktur (noch unter Ballmer eingeführt) halte ich für nicht sehr
gelungen. Die alte war irgendwie… einfacher, klarer und übersichtlicher.
Shell (Letzte
Erwähnung)
Tja…. irgendwie weiß ich nicht genau
was schreiben… recht langweilig so ein dividendenzahlendes Öl/Gas-Unternehmen.
Was ja nichts Negatives ist. Die aufregendste Neuigkeit (von gestern): das
Programm, durch das man die Dividende für die B-Aktien in Form von neuen Aktien
erhalten kann, wird abgesetzt. Grund dafür sind steuerliche Überlegungen und
die Tatsache dass der Rückkauf von A-Aktien dadurch unattraktiv wurde.
Ich habe
mir das noch nicht genau durchüberlegt, Shell erklärt das in diesem verlinkten
Statement. Falls irgendwer das genauer erklären und ich mir dadurch meine
Überlegungen sparen kann, wäre ich dankbar für Infos.
Semperit (Ursprünglicher
Artikel)
Operativ ist es gut gelaufen im
letzten Jahr. Konsequenterweise wurde auch die Dividende wieder erhöht: von 80
auf 90 Cent pro Aktie, plus einer Bonusdividende von 30 Cent. Das
Investitionsprogramm der letzten Jahre beginnt sich auszuzahlen. Wie bei BASF, geographische
Umsätze (in Mio. EUR) und (um Sondereffekte bereinigte) Margen:
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Tesco (Letzter
Artikel)
Im letzten
Artikel habe ich beschrieben, wie Tesco im Heimatmarkt UK unter dem Druck
der Diskonter Marktanteile verliert. Zusätzlich haben sie auch in anderen
Märkten Probleme, weil sie anscheinend nur in Märkten mit momentan schwacher
Konjunktur aktiv sind. Wie schon in diesem Artikel beschrieben, halte ich den
momentanen Pessimismus allerdings für übertrieben. Die EBIT-Zusammensetzung in
Mio. GBP:
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Voestalpine (Ursprünglicher
Artikel)
Das GJ endet am 31. März, der
Geschäftsbericht für 2013/14 erscheint erst am 4. Juni. Die 9-Monats-Zahlen lassen
allerdings auf ein relativ zufriedenstellendes Bild schließen. Einige
Konkurrenten aus der Stahlbranche haben zuletzt bessere Ergebnisse
veröffentlicht, was für das „Steel“-Segment der Voestalpine auf etwas höhere EBIT-Beiträge
hoffen lässt. Die anderen Segmente laufen angesichts der konjunkturellen
Situation in Europa recht gut.
Inzwischen sind die geografischen
Expansionspläne etwas greifbarer als bei meiner ursprünglichen Analyse, konkret
in Nordamerika und China, wo neue Werke geplant sind. Näheres gibt es dann
hoffentlich im Geschäftsbericht. EBIT-Zusammensetzung in Mio. EUR:
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Zusammenfassung
Nach diesem Überblick über das wikifolio sehe ich
keinen dringenden Handlungsbedarf. Dennoch werde ich die eine oder andere
Position im Laufe der nächsten Wochen vielleicht auflösen. Auf der Suche nach
neuen Investments bin ich sowieso andauernd. Die allgemein etwas heiß gelaufenen
Börsen machen diese Suche allerdings zunehmend schwieriger.
Admiral (Ursprünglicher
Artikel)
Ich werde in Kürze einen weiteren
Artikel zur Admiral Group (bzw. allgemein zu Versicherungen) posten, über die
ich hier kurz geschrieben habe und die über das wikifolio leider
nicht investierbar ist. Ich wurde gefragt, ob die Bewertung für eine
Versicherung nicht etwas hoch ist, z.B. nach KGV (momentan ca. 13) oder nach KBV
(momentan über 7). Und nach diesen Kennzahlen ist die Bewertung hoch, sehr hoch
sogar - zumindest, wenn es eine normale Versicherung wäre. Ich möchte das demnächst
etwas genauer ausführen.
Hallo Tom,
AntwortenLöschensehr schöner Blog, ich bin über Wikifolio auf Dich gestoßen.
Zu AT&S habe ich - viel später als Du - auch ein Posting veröffentlicht, als Gastautor auf der-privatanleger.de. Vielleicht können wir uns als Value-Anleger ab und zu austauschen und mich interessiert natürlich Deine Meinung zu den weiteren Aussichten der Aktie.
http://der-privatanleger.de/entry/571/ats-unterbewerteter-profiteur-des-smartphone-und-tablet-booms#comm
Grüße Covacoro
Hallo & danke für den Kommentar.
LöschenIch habe deinen Artikel gerade durchgelesen, und er macht für mich durchaus Sinn. Im Endeffekt ist deine Investmentthese eh änlich wie meine - die Aktie ist einfach zu billig (über das kann man beim aktuellen Kurs - beinahe Buchwert - allerdings schon wieder diskutieren).
Von hier weg ist die Frage einfach die: wie erfolgreich ist der Einstieg in den IC-Substrates-Markt? Auf die Antwort werden wir noch etwas warten müssen. Prinzipiell ist AT&S ein gut geführtes Unternehmen, aber leider lässt der Wettbewerb in dem Geschäftsumfeld, in dem sie tätig sind, einfach KEINE DAUERHAFTEN Wettbewerbsvorteile zu (ich sehe zumindest keine). Es geht also nur um drei Dinge: Effizienz, Effizienz und, das wichtigste, Effizienz.
Über Burggraben oder ausgeklügelte Strategie muss man sich nicht allzu viele Gedanken machen. Selbst wenn IC-Substrates funktioniert: AT&S wäre dann früh dran, und könnte wahrscheinlich eine Weile gute Gewinne machen. Früher oder später wird aber auch dort die Konkurrenz wieder zunehmen - AT&S ist/wird in Wirklichkeit ja selbst ein Eindringling. Sollte sich das Geschäftsklima abkühlen, gehen auch Umsätze und Margen wieder zurück - da ist auch das beste Management machtlos.
Bewegt sich der Kurs über Buchwert, bleibt (in meinen Augen) nur eine Frage: Wann aussteigen? Für mich ist AT&S kein Dauerinvestment, sondern hat sich einfach aus dem sehr niedrigen/pessimistischen Kurs (was auch immer die Gründe waren) ergeben.
Gruß
TomB