Nachdem einige Unternehmen im wikifolio ihre Geschäftsergebnisse vorgelegt haben, hier ein paar Anmerkungen dazu.
Bank of America (BAC)
Die Bank hat in den ersten 3
Monaten 2013 einen Gewinn pro Aktie von USD 0,20 erwirtschaftet. Analysten
haben einen Gewinn von USD 0,22 erwartet, worauf die Aktie in einem allgemein
schwachen Marktumfeld nachgegeben hat. Wie im ersten Artikel zu BAC
beschrieben, denke ich dass der Gewinn pro Aktie im Moment nicht allzu wichtig
ist. Sehen wir uns also ein paar andere Kennzahlen an.
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* Kennzahlen für 2013/3M
annualisiert
Die blaue und die rote Linie beschreiben
das Grundgeschäft. Die Differenz der beiden Linien liegt bei ca. 2%, was für
mich bedeutet, dass das Zinsgeschäft nach wie vor passabel, wenn auch nicht
überragend läuft. Aber zumindest funktioniert es, was man z.B. von vielen
europäischen Banken nicht sagen kann. Man kann am Verlauf der Linien erkennen,
dass das niedrige Zinsumfeld Probleme bereitet, das trifft jedoch alle
Banken (und auch Versicherungen).
Die grüne Linie setzt die (Netto-)
Kreditabschreibungen und –Rückstellungen ins Verhältnis zu den ausstehenden
Krediten. Diese sind wieder auf einem „normalen“ Niveau von ca. 1% angelangt.
Der ROA (Gewinn im Verhältnis zur
Bilanzsumme – Return on Assets)
ist allerdings noch immer ein ganz schönes Stück von 1% entfernt, was nach
amerikanischen Bilanzierungsstandards einem vernünftigen Niveau entsprechen
würde (siehe letzter Artikel). Warum ist der ROA nach wie vor so niedrig, wenn die restlichen Kennzahlen gut aussehen?
Hauptsächlich deswegen, weil die Nicht-Zinskosten einfach noch zu hoch sind.
Das wird sich meiner Meinung nach wieder ändern, wenn
- die Kosten für die Bearbeitung der Altlasten wegfallen und
- das Projekt New BAC abgeschlossen ist: das Management erwartet sich davon bis 2015 Kosteneinsparungen bis zu 8 Mrd. USD p.a. In meinen Augen ist das realistisch und würde bis dahin einen ROA von 1% und einen Gewinn pro Aktie von ca. 2 USD bedeuten.
Zum Schluss noch kurz ein Blick
auf die Liquiditätssituation, um sicherzugehen, dass keine Zahlungsunfähigkeit
droht (so berechnet, wie Berkowitz das gemacht hat, siehe Link im letzten
Artikel zu BAC):
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Aufgrund des Bewertungsabschlags
zu anderen US-Banken (KBV 0,6) ist BAC für mich nach wie vor die
vielversprechendste Bankaktie. Alles was man braucht ist Geduld.
Tesco PLC
Letzter Artikel: http://commentsonpositions.blogspot.co.at/2012/10/tesco-plc.html
Auf den ersten Blick ist das
(vorläufige) Jahresergebnis für 2012/13 ein Schock. Warum so ein Einbruch? Ein
Teil erklärt sich aus dem schleppenden Geschäftsverlauf, eigentlich überall.
Ich habe dazu im ersten Artikel schon kurz Stellung bezogen, schauen wir also
kurz auf ein paar Kennzahlen:
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Es ist unschwer zu erkennen, dass
der Geschäftsverlauf sowohl im Heimmarkt UK (ca. 2/3 des Umsatzes) als auch
international nicht unbedingt Jubelgefühle auslöst.
Der Retailmarkt in UK ist
allgemein angeschlagen. Tesco versucht Gegenmaßnahmen zu setzen, das drückt
jedoch auf die Margen. Vielversprechend sind die Online-Bemühungen: Tesco ist
inzwischen der zweitgrößte Player nach Amazon – im Food Sektor mit 50%
Marktanteil. Mit insgesamt £ 2,3 Mrd. macht der Online-Bereich inzwischen ca.
5% des UK-Umsatzes aus. Auch die Tesco
Bank läuft meines Erachtens gut.
International sind die
Problemherde Korea (im ersten Artikel schon kurz angesprochen), Tschechien und
Polen (Wirtschaftslage). Dazu kamen noch ein paar negative Sondereffekte. Dennoch
reicht das alles nicht um das ganze Ausmaß des Gewinneinbruchs zu erklären.
So blöd das jetzt klingt: der
Großteil des Gewinneinbruchs stammt aus einer (für mich) eigentlich positiven
Entscheidung: Tesco hat sich dazu entschlossen, das USA-Geschäft aufzugeben,
was zu Sonderbelastungen und Abschreibungen aus dem Marktaustritt geführt hat.
Tesco hat in diesem sehr kompetitiven Markt nie richtig Fuß gefasst und „Fresh
& Easy“ (über das Warren Buffett und Charlie Munger einmal gemeint haben
Tesco sollte es in „Fresh & Hard“ umbenennen) hat seit seinem Start immer
Verluste produziert. All das führte alleine in diesem Geschäftsjahr zu einer
Gewinn-Belastung von sage und schreibe £ 1,3 Mrd. und erklärt den größten Teil
des Gewinneinbruchs. Die positive Nachricht ist, dass ein sicherer
Verlustbringer in Zukunft weg fällt.
Ich habe Versucht einen um
Sondereffekte adjustierten Gewinn je Aktie für 2012/13 zu errechnen, die
vorläufigen Zahlen eignen sich dazu jedoch nicht besonders gut, da in den
vorläufigen Ergebnissen im Vergleich zum Geschäftsbericht einige Infos fehlen (oder
ich sie nicht gefunden habe). Ich komme auf +- 30 Pence je Aktie, was zwar
schlechter ist als letztes Jahr, aber eigentlich mehr oder weniger erwartet wurde.
Tesco selbst hat freundlicherweise auch einen adjustierten Gewinn pro Aktie
veröffentlicht – in Höhe von 35,97 Pence je Aktie. Die Dividende bleibt auf
Vorjahresniveau und steigt damit zum ersten Mal seit Ewigkeiten nicht im Vergleich zum Vorjahr. Die
Dividendenrendite beträgt damit ca. 4% und erleichtert das Warten auf bessere
Zeiten.
BASF
Solides Ergebnis 2012, die
Dividende wird auf EUR 2,60 erhöht (und übrigens bald ausgezahlt). Die Frage
ist, wie das Geschäft weiter verläuft, wenn die momentanen Konjunktursorgen
nicht unbegründet sind.
Vienna Insurance Group &
Munich Re
VIG: Inzwischen mit neuem
Geschäftsführer, einem erneut überzeugendem Ergebnis und ebenfalls erhöhter
Dividende auf EUR 1,20 je Aktie.
Ein ebenfalls überragendes
Ergebnis erzielte die Munich Re, zu der ich noch keinen Artikel veröffentlicht
habe. Munich Re profitierte von einem sehr vorteilhaften Verhältnis von
Versicherungsprämien zu Schadensfällen in der Rück-Sparte. Die Frage ist auch
hier, ob sich so ein Wahnsinns-Ergebnis wiederholen lässt.
Andere
Zu den folgenden Positionen habe
ich ebenfalls noch keinen Artikel veröffentlicht, deswegen im Schnellverfahren:
Archer Daniels Midland:
Verarbeiter und Distributor von
landwirtschaftlichen Gütern aller Art. Leidet bei hohen Preisen für Weizen u.ä.,
da sie etwas Zeit brauchen um die erhöhten Preise an Kunden weiterzugeben. Der
Preisrückgang bei landwirtschaftlichen Rohstoffen ist wahrscheinlich auch eine
Erklärung für den Kursanstieg in letzter Zeit. Es ärgert mich etwas, dass ich
nicht gleich eine etwas größere Position aufgebaut habe. Langfristig für mich
eine sichere Bank, mit starker Marktstellung überall wo sie aktiv sind (was
beinahe überall ist). Bei einem Kursrückgang auf jeden Fall ein möglicher Kandidat
zum Aufstocken.
Wintel (Intel & Microsoft):
Beide leiden unter den gesunkenen
Absatzzahlen für PCs, wo beide viel Kohle scheffeln. Bei beiden ist das Thema,
ob sie den Switch auf mobile Endgeräte schaffen, bei beiden bin ich
zuversichtlich.
Intel hat vor nicht allzu langer
Zeit Ergebnisse für die ersten 3 Monate vorgelegt, die im Rahmen der
Erwartungen waren. Intel ist derweil eine Cashcow, in letzter Zeit mit massiven
Investitionen in neue Produktionsanlagen bzw. Erneuerungen derselben. Wettbewerbsvorteile:
Größe in Produktion, und F&E.
Während es bei Intel um Chips
geht, geht es bei Microsoft um das Betriebssystem. Die Verkaufszahlen für
Windows 8 haben gestern anscheinend positiv überrascht.
Ich persönlich denke: wahrscheinlich
wird Windows 8 nur eine Art Übergangsbetriebssystem, es kursieren schon Gerüchte,
dass man wieder zum Start-Button zurückkehren will. Das Ergebnis selbst war auf
den ersten Blick recht stark.
Beide Unternehmen haben auch
andere Geschäftsbereiche, die profitabel sind.
Das war es fürs erste. Anmerkungen
sind willkommen.
Hallo TomB! Gute Kommentare mit Verständnis für das wichtigste im Wirtschaftsleben: Stimmt das Grundgeschäft? Die meisten "Experten" sind reine Zahlenakrobaten, die vom Geschäft selbst keine Ahnung haben. Hier lernt man wenigstens etwas über das Unternehmen und das wie und warum! Weite so!
AntwortenLöschenDanke für den ermunternden Kommentar.
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