eBay ist ein
global tätiger Konzern der sich einem eindeutigen Ziel verschrieben hat: die
Vorräte und die Käufer dieser Welt zusammenzuführen. eBay selbst sieht sich im
Zentrum eines großen Umbruchs im Handel (The Commerce Revolution)
und betreibt ein in meinen Augen sehr stabiles Geschäftsmodell (eigentlich
zwei), auf das (die) ich hier etwas genauer eingehen möchte: Marketplaces und Payments (Name der Segmente in der Berichterstattung). Auf den
dritten Geschäftsbereich (Enterprise)
gehe ich hier nicht ein, da dieser noch relativ klein ist (zumindest verhältnismäßig).
Marketplaces
Die ersten Jahre
des Unternehmens standen ganz klar im Zeichen der auktions-basierten
Transaktionen über die (so ziemlich jedem) bekannten Online-Marktplätze. eBay revolutionierte den
Second-Hand-Markt mit Hilfe des Internets, indem es das Prinzip des Flohmarktes
auf die ganze Welt übertragen hat: ‚one
man’s junk is another man’s treasure‘. Alles was es dazu brauchte, war
- ein funktionierender Online-Markplatz;
- die Möglichkeit Feedback zu anderen Usern abzugeben, um den Markplatz ‚sauber‘ zu halten; und
- das Erreichen einer kritischen Größe bei der Anzahl an Käufern und Verkäufern, um von dem wichtigen Netzwerkeffekt zu profitieren. Die vielen User, die den Marktplatz nach Schnäppchen durchkämen sorgen dafür, dass die Auktionen mit halbwegs fairen Preisen enden, was Verkäufer anzieht, was zu einem höheren Angebot führt, was neue Käufer anzieht usw.
Die Umsätze von
eBay werden dadurch generiert, dass ein Teil des abgewickelten
Geschäftsvolumens (Gross Merchandise Volume – GMV) als Gebühr bei eBay verbleibt,
anstatt zum Verkäufer zu gehen, ähnlich wie klassische Marktbetreiber Gebühren
bei den Marktteilnehmern einheben – nur eben online. eBay selbst ist also kein
Händler, sondern nur der Betreiber des Marktplatzes. Die Kosten setzen sich
mehr oder weniger aus der Entwicklung der Portale (Programmierer) und Ausgaben
für Marketing zusammen. Das sind naturgemäß eher Fixkosten, und das
Geschäftsmodell ist hochgradig skalierbar. Eine zusätzlich durchgeführte
Transaktion führt zu praktisch keinen zusätzlichen Kosten. Dieses Konzept ist
ein ganz anderes als beispielsweise jenes von Amazon.com.
Denn während Amazon als Händler mit der ganzen Welt konkurriert (oder wie es
Jeff Bezos ausdrückt: ‚Your margin is my
opportunity‘), versucht eBay in erster Linie seinen Partnern zum Erfolg zu
verhelfen.
In den letzten
Jahren geht der Trend auf eBay eher weg vom klassischen Auktionsformat
(Second-Hand), hin zu Angeboten mit Fixpreis (und Neuware). Durch attraktive
Angebote für größere Händler und Hersteller möchte sich eBay als direkte
Vertriebsplattform für diese etablieren, dabei aber den Charakter als
Marktplatz beibehalten. Die Masse von ca. 140 Mio. aktiven Käufern (2013) auf
den eBay-Plattformen soll dies ermöglichen. Eine Strategie, die sich bisher als
durchaus erfolgreich herausstellt.
Die folgende Grafik
zeigt das abgewickelte Geschäftsvolumen (GMV, in Mio. USD – blauer Balken) auf
den Online Marktplätzen, und die Umsätze, Kosten und operativen Gewinne je
Dollar an abgewickeltem Volumen (jeweils in Cents; aufgrund dieser Darstellung können
diese auch in Prozenten des GMV gelesen werden).
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Zur Interpretation:
über eBay wurde im Jahr 2013 ca. 83 Mrd. USD an Geschäftsvolumen abgewickelt,
wobei eBay von jedem abgewickeltem Dollar ca. 10 Cent an Gebühren (Umsätze für
eBay) kassiert hat, ca. 6 Cent an Kosten anfielen und 4 Cent als operativer
Gewinn übrig blieben. Das entspricht einer operativen Marge von 40%, und einem
operativen Gewinn von ca. 3,3 Mrd. USD (4 Cent von jedem Dollar
Geschäftsvolumen, also 4 Cent * 83 Mrd. USD).
Die wichtigsten
Kennzahlen-Indikatoren für die Gesundheit des Marktplatz-Geschäftes sind in
meinen Augen die Anzahl an aktiven Usern und die Entwicklung des abgewickelten
Volumens, das im zweistelligen Prozentbereich wächst. Deswegen habe ich den
zunehmenden Fokus auf Fixpreis-Artikel oben auch als bisher erfolgreich
bezeichnet (die Umstellung erfolgte 2008/2009). Die operative Marge von 40%
lässt sich auch länger zurückverfolgen, und ist in meinen Augen ein klares
Zeichen für die dauerhaft starke Position der eBay Marktplätze, bzw. der eBay Marke.
Der globale
e-Commerce Markt wird in den nächsten Jahren aller Voraussicht nach weiter
stark wachsen, und ich sehe eBay mit seinem skalierbaren Geschäftsmodell durchaus
als Profiteur dieser Entwicklung.
Payments
Von Anfang an
hatte der gesamte e-Commerce Sektor (inklusive eBay) ein Problem: wie bezahlen?
Prinzipiell soll die Bezahlung schnell funktionieren, was auch per Kreditkarte möglich
ist. Es ist jedoch nicht jedermanns Sache, seine Kreditkarten-Daten über das
Internet an unbekannte und möglicherweise unseriöse Anbieter auf irgendwelchen
vorher noch nie benutzten Online-Shops zu senden. Dieses Problem wurde von PayPal gelöst, indem es das Senden von
sensiblen Daten an Fremde unnötig gemacht hat, da diese Daten nur an PayPal
übermittelt werden müssen. 2002 wurde PayPal von eBay übernommen und in das
eBay-System integriert. Inzwischen hat sich PayPal als sehr beliebte
Online-Bezahl-Methode etabliert, und wird auch für mobile Zahlungen
weiterentwickelt. Ca. zwei Drittel der Transaktion auf den eBay Marktplätzen
werden mit PayPal bezahlt, umgekehrt machen die Marktplätze aber nur noch ca.
30% des PayPal-Umsatzes aus (sprich ca. 70% kommen inzwischen von außerhalb von
eBay).
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Ähnlich wie beim
Marktplatzgeschäft kommt es auch in diesem Geschäft auf ein paar wichtige
Eigenschaften an, die der Dienst erfüllen muss, um erfolgreich zu sein:
Sicherheit, Einfachheit und (wie beim Marktplatzgeschäft) eine kritische Größe,
die gewährleistet, dass das System sowohl von Käufern als auch von Verkäufern
akzeptiert wird.
Ebenfalls
ähnlich wie beim Marktplatzgeschäft, kassiert PayPal einen Prozentsatz des
abgewickelten Volumens als Prämie. In diesem Geschäft entstehen deutlich mehr
variable Kosten als im Marktplatz-Segment,
in erster Linie Gebühren an Banken und Kreditkarten-Zahlungs-Abwickler. Dennoch
zeichnet sich auch dieses Geschäft durch einen relativ hohen Fixkostenanteil
aus, sodass das Geschäftsmodell skalierbar, der Netzwerkeffekt vergrößert und
PayPal somit relevanter wird. Analog zu obigem Bildchen, zeigt folgende Grafik
das abgewickelte Geschäftsvolumen von PayPal (Total Payment Volume - TPV, in
Mio. USD – blauer Balken), und die Umsätze, Kosten und operativen Gewinne je
Dollar an abgewickeltem Volumen (wieder jeweils in Cents).
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Zur
Interpretation: über PayPal wurde im Jahr 2013 ca. 180 Mrd. USD an
Geschäftsvolumen abgewickelt, wobei PayPal von jedem abgewickeltem Dollar ca.
3,7 Cent an Gebühren (Umsätze für PayPal) kassiert hat, ca. 2,8 Cent an Kosten
anfielen und 0,9 Cent als operativer Gewinn übrig blieben. Das entspricht einer
operativen Marge von 24%. Wieder kommt es auf die Anzahl an aktiven Usern und
die Entwicklung des abgewickelten Volumens an. Letzteres wächst mit über 20%
per anno. Die operative Marge steigt, obwohl der Umsatz in Prozent des TPV im
Schnitt sinkt - 2008 kassierte PayPal im Schnitt noch 4% des TPV, inzwischen
sind wir bei 3,7%.
Wenn der globale
e-Commerce Sektor wachsen wird, wird auch PayPal mit einiger Sicherheit stark
wachsen, da der Zahlungsdienstleister inzwischen über ein starkes Markenimage
verfügt das für Bequemlichkeit, Sicherheit und einen konkurrenzfähigen Preis
steht und in praktisch allen relevanten Ländern der Welt verfügbar ist. Mit dem
relativ neu eingeführten Service BillMeLater steigt PayPal in Zukunft auch in
das Finanzierungsgeschäft ein. Dass PayPal von einer starken Marktstellung
profitiert, die nicht einfach zu kopieren oder anzugreifen ist, ist übrigens
nicht nur an den Margen ablesbar. Google, Amazon, Apple und andere versuchen
seit Jahren im Online-Zahlungsbereich Fuß zu fassen, blieben bisher aber ohne
Erfolg.
Geschäftsenwicklung
In folgender
Grafik ist die Umsatzentwicklung nach Segmenten abgebildet. 2013 wurden 48% des
Umsatzes in den USA erzielt, 14% in UK und 12% in Deutschland. Die sinkenden
Margen sind nicht wirklich beängstigend, sondern lediglich die Folge davon,
dass das Payments-Segment mit seinen „niedrigeren“
Margen viel schneller wächst als das Marketplaces-Segment.
Wie schon erwähnt, spielt das Enterprise-Segment
bisher keine allzu große Rolle. Das Segment Other
spielte nur kurzzeitig von 2006 bis 2009 eine Rolle. Es handelte sich dabei um
die Umsätze von Skype, das für diese paar Jahre ebenfalls zu eBay gehörte. Die
Integration von Skype in die Handelsplattformen hat allerdings nicht wirklich
funktioniert, weswegen Skype wieder verkauft wurde – an Microsoft.
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Die nächste
Grafik zeigt die EBIT-Zusammensetzung. ‚One-offs
& elimination‘ betrifft vor allem Gewinne und Verluste in Zusammenhang
mit Skype, kann aus heutiger Sicht also vernachlässigt werden. ‚Corporate & other‘ betrifft Kosten,
die keinem Segment direkt zugeordnet werden können inkl. aktienbasierter
Vergütungen und akquisitions-bedingter Abschreibungen auf immaterielles
Vermögen.
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Payments wächst durchgehend
stark. Marketplaces hingegen hatte
von 2007 bis 2010 ein Wachstumsproblem sowohl beim Umsatz als auch beim Gewinn,
das nicht nur auf die Wirtschaftskrise geschoben werden kann, da andere
e-Commerce Plattformen in dieser Zeit sehr stark gewachsen sind. Die Umstellung
auf mehr Fixpreis-Angebote, mit einer relativen Bevorzugung von verhältnismäßig
großen Verkäufern und einer Verbesserung des Auftritts der Portale macht sich
seit einiger Zeit jedoch deutlich positiv bemerkbar, auch wenn das vielen
(ehemaligen) eBay-Usern gar nicht gefallen mag. Ich muss zugeben, dass ich vom
Erfolg dieser Strategie, die eher weg geht vom ursprünglichen Modell des
Online-Flohmarktes, eigentlich auch nicht unbedingt zu überzeugen gewesen wäre,
da einige Kunden diese als für sie nachteilhaft empfunden haben. Aber die
Zahlen sprechen eigentlich eine relativ eindeutige Sprache.
Spin-off von
PayPal?
Anfang des
Jahres hat Carl Icahn ca. 2% der eBay Aktien gekauft, und verlangt vom
Management eine Abspaltung von PayPal, weil er denkt dass eBay und (vor allem) PayPal
alleine mehr wert sind, als zusammen in einem Firmengeflecht. Seine
Argumentation geht in die Richtung, dass PayPal von starken eBay-Konkurrenten
akzeptiert werden würde (und somit schneller wachsen und Marktanteile gewinnen könnte),
wenn die Verbindung mit eBay eben nicht da wäre. Diese Logik hat was.
Auf der anderen
Seite kann natürlich auch argumentiert werden, dass PayPal nur deswegen so groß
und weitläufig akzeptiert werden konnte, weil die Verbindung mit eBay da war,
und sich diese beiden Dienste perfekt ergänzt haben. Synergieeffekte zwischen
den beiden sind zumindest das Argument der eBay-Geschäftsführung gegen den
Spin-off.
Von außen lässt
sich kaum beurteilen, welcher Standpunkt „richtiger“ ist. Zumindest nicht für
mich. Gefühlsmäßig würde ich allerdings eher Icahn zustimmen. PayPal hat eine
kritische Größe erreicht, und ein Management das sich ganz auf die Ziele von
PayPal konzentrieren kann, könnte vielleicht effizienter arbeiten, als eines
das PayPal immer mit dem Hintergedanken mitschleppt die eBay-Marktplätze zu
unterstützen. Tatsache ist, dass Icahn, zumindest für den Moment ruhig hält, aber
den Spin-off noch keineswegs aus den Augen verloren hat, während die
Geschäftsführung überprüft, ob ein Spin-off sinnvoll sein könnte. Es gibt auch
schon Spekulationen, dass PayPal, sollte es tatsächlich abgespalten werden, ein
interessantes Übernahmeziel für Apple, Google oder sonst wen werden könnte.
Ende offen.
Fazit
eBay ist sicher
nicht die billigste Aktie im wikifolio, aber
wohl diejenige mit den aussichtsreichsten Wachstumsmöglichkeiten. Erstens, über
die sehr bekannte Handelsplattform, zweitens über PayPal, das eines der größten
Probleme der Online-Zahlungen löst, und drittens über das hier nicht
diskutierte Enterprise-Segment. Und obwohl eBay eines der wenigen
Internet-Unternehmen ist, das über ein solides Geschäftsmodell verfügt, das
bereits jetzt Geld abwirft (bzw. seit langer Zeit, und diesbezüglich nicht auf
die Zukunft hoffen muss), ist es interessanterweise eines von den wenigen, die halbwegs
moderat und nicht total überteuert bewertet sind. Doch vielleicht ist das ja
auch gerade der Grund dafür.
Auch für eBay
gilt: ich bin bereit aufzustocken, am liebsten bei tieferen Kursen.,
Investor
Relations: investor.ebayinc.com
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