Ich habe hier
ja bereits geschrieben, dass ich in die Aktien von Liberty Media investiert
habe. Der Hauptgrund dafür ist, dass Liberty Media der größte Aktionär von
Sirius XM ist und ich glaube, dass man über Liberty Media eben relativ günstig
in Sirius XM investieren kann. Ein meiner Meinung nach ausgezeichnetes Unternehmen
dessen separat gelistete Aktie allerdings in etwa fair bewertet ist, und somit im
Gegensatz zu Liberty Media keine ausreichende Sicherheitsmarge bietet. Ich
möchte hier meine Gedanken zu Sirius XM festhalten.
Vorgeschichte
Der Vorläufer von Sirius XM, Sirius, hat sein Geschäft um 2002 herum
gestartet. Die ersten Jahre waren geprägt durch den Aufbau des Geschäfts. Es
ist nicht verwunderlich, dass bis zum Merger mit XM Satellite im Jahr 2008 eigentlich
nur Verluste angefallen sind, und zwar recht heftige (das Cash-Flow-Profil
eines Satelliten ist in den ersten Jahren stark negativ, die Amortisation
dauert einige Jahre; außerdem muss auch erst ein Kundenstamm aufgebaut werden,
wofür man attraktive Programme braucht usw). Ab 2008/2009 hat die nun zusammengelegte
Gesellschaft zwar operativ den Break-Even erreicht, allerdings war die
Finanzverschuldung zu diesem Zeitpunkt schon so hoch, dass
- die Zinslast den operativen Gewinn fraß und das Nettoergebnis immer noch negativ war
- der Pleitegeier schon dachte, sich den Bauch vollschlagen zu können.
Wer noch in Erinnerung hat was 2008/2009 los war kann sich auch
denken, dass die Refinanzierung in dieser Zeit nicht gerade ein Zuckerschlecken
war. Einer der wenigen, die damals sahen welches Potenzial in Sirius XM steckt
und auch die nötigen Mittel hatte um beizuspringen, war John Malone. Er hat
sich im Zuge der Refinanzierung, no na, auch eine nicht unwesentliche Beteiligung
am Eigenkapital gesichert. Heute befindet sich Sirius XM zu über 60% im Besitz
von Liberty Media.
Radio
Der Bedarf nach Radio-Rundfunk ist prinzipiell sehr hoch und auch
stabil. Der durchschnittliche US-Amerikaner konsumiert anscheinend täglich vier
Stunden akustischen Allerleis. Den Löwenanteil dieser Nachfrage befriedigt das
klassische Radioprogramm, das sich hauptsächlich durch Werbeeinschaltungen
finanziert (in Österreich dürfen wir zusätzlich noch GIS zahlen – alle, auch
die die nicht zuhören; aber lassen wir diese Seitenhiebe auf den ORF). Andere
werbefinanzierte Angebote umfassen Dienste wie Spotify, Pandora oder auch
Youtube. Ich bin mir sicher, dass ich nicht alle Angebote aufzählen kann - es
existieren Massen davon.
Als Gegenmodell zum werbefinanzierten Angebot gibt es auch
Abo-basierte Modelle, wo meist für eine fixe (meist monatliche) Gebühr so viel
gehört werden kann, wie der Kunde das eben wünscht, mit personalisierten
Inhalten und sonstigem Schnick-Schnack. In diesem Bereich ist das Angebot etwas
überschaubarer (obwohl ich sicher auch nicht alle aufzählen kann), und es entspricht
dem Geschäftsmodell von Sirius XM – dem Platzhirsch in den USA (und durch
Sirius XM Canada auch in Kanada).
Quelle: Edison Research
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Geschäftsmodell
Sirius XM bietet ein Abo-basiertes Radioprogramm mit über 170 Kanälen,
das
- sowohl über das eigene Satellitensystem (mit 9 Satelliten, großteils geostationär)
- als auch über Internet und entsprechende Apps
USA-weit empfangen werden kann.
Das Geschäftsmodell ist stark skalierbar (Satelliten, Werbung,
Programm, …) und produziert sehr starke Cash-Flows, letzteres vor allem wegen
dem Abo-Modell (Kunden zahlen im Voraus).
Um die Sinnhaftigkeit des eigenen Satelliten-Netzes zu verstehen, ist
es notwendig sich über die Autofahrer Amerikas Gedanken zu machen. Das ist
nämlich was die meisten Sirius XM Kunden sind: Autofahrer. Die Strecken sind
lang (die Kunden verbringen im Schnitt über 90 Minuten pro Tag im Auto) und
Sirius XM bietet mit seinem Service ein abwechslungsreiches Programm, das nicht
von Werbeeinschaltungen unterbrochen wird und durch die Satelliten-Abdeckung
lückenlos auf dem ganzen Kontinent verfügbar ist. Ich glaube, dass die Ängste
um das Geschäftsmodell, die durch den technologischen Fortschritt ausgelöst
werden und momentan das Hauptargument der Bären sind, überzogen sind (einfaches
Integrieren von Apps, Smartphones oder ähnliches ins Auto, was Sirius XM
überflüssig machen könnte), zumal überhaupt nicht klar ist,
- ob nicht-Satelliten-basierte Dienste auf abgelegenen Landstraßen überhaupt verfügbar sind,
- wie lange es noch dauert bis sie verfügbar sind,
- und wenn doch verfügbar, wie viel der Zugang kostet.
Abgesehen davon ist die Art und Weise, wie der Zugang zum Sirius XM Programm
technologisch ermöglicht wird, meines Erachtens gar nicht so wichtig, wie viele
Beobachter glauben. Es war bisher, und ist es in vielen Gebieten immer noch, schlicht
und einfach nur per Satellit möglich den Inhalt flächendeckend zu liefern. Wer
sich einmal angesehen hat, was reine Satelliten-Netz-Betreiber wie Intelsat,
Eutelsat oder SES für Margen einstreifen, kann sich auch leicht vorstellen,
dass ein eigenes Satelliten-Netz schlicht und einfach billiger ist als sich
dort Kapazitäten mieten zu müssen, wenn man eine kritische Masse an Kunden sowieso
überschreitet. Das Satelliten-Netz ist meines Erachtens mehr ein (zugegebenermaßen
sehr effektives) Mittel zum Zweck, und nicht das eigentliche Geheimnis des
Erfolges von Sirius XM.
Our streaming “competitors” are often simply repackaging highly commoditized music and many questions remain as to the business model of these music-only streaming services. There will be more competition in the car going forward, but the strong value proposition of SiriusXM is based on ease of use, unique content, and a technological beachhead created by an installed device in over 70 million cars.
Gregory Maffei (CEO), John Malone (Chairman) – Annual Report Liberty Media 2014
Ich denke der technologische Fortschritt könnte sogar eine Chance sein,
„aus dem Auto hinaus zu expandieren“, da der Service mit Internetverbindung und
App auch sonst überall genutzt werden kann. Der Schlüssel liegt in obigem
Zitat: Sirius XM bietet nicht nur Musik, sondern auch anderen Content wie
Nachrichten (CNN, Fox News, …), Sportübertragungen (NFL, MLB, in Kanada NHL,
…), Talkshows (unter anderem den legendären Howard Stern) und anderes
im Exklusiv-Angebot, alles in einem Abo. Im Gegensatz zur Konkurrenz erhält der
Kunde eben viel mehr als nur Musik, und das ist die große Stärke von Sirius XM.
Die Tatsache, dass die Kundenanzahl stetig wächst, ist ein Beleg dafür - den es
natürlich laufend zu beobachten gilt.
Wie kommt Sirius XM ins Auto?
Durch Beziehungen zu beinahe allen Autobauern, die beim Verkauf ein
Test-Abo mitliefern. Momentan werden in etwa 40% aller Test-Abos nach Ablauf in
zahlende Kunden umgewandelt, da sie das Abo eben kostenpflichtig verlängern.
Der Anteil der Kunden die das Abo kündigen liegt seit Jahren bei knapp unter 2% was
zeigt, dass die Kunden ziemlich treu sind, wenn sie sich einmal an den Dienst
gewöhnt haben.
Zusätzlich dazu werden in letzter Zeit verstärkt Beziehungen zu
Gebrauchtwagenhändlern eingegangen, um die Kundengewinnung über diesen Kanal
ebenfalls anzutreiben.
Diese Beziehungen stellen zumindest einen ebenso wichtigen Teil des Buffett'schen Burggrabens dar, wie das Satelliten-Netz.
Eine ganz simple Bewertung
Sirius XM schüttet keine Dividende aus, sondern steckt operativ nicht
benötigtes Kapital in Aktienrückkäufe. Dadurch steigt der Gewinn pro Aktie
schneller als der buchhalterische Konzerngewinn. Dieser selbst wird wiederum
durch einige Bilanzierungseigenheiten und Sondereffekte stark verzerrt und
unterschätzt meines Erachtens den ökonomischen Gewinn. Ich verweise wieder einmal
auf Warren Buffetts Owner Earnings und gebe hier meine Schätzung selbiger wieder: ich denke Sirius XM
verdient momentan so um die 18 bis 20 US-Cent je Aktie, was deutlich mehr ist,
als die offiziell ausgewiesenen 9 US-Cent.
Unter dem Hinweis, dass ich kein Buchhalter bin, nur schätze und ich,
bevor jemand diese Schätzung zu ernst nimmt, eindrücklich warne und empfehle,
sich das selbst durch zu überlegen: nehmen wir an ich läge damit halbwegs
richtig. Bei einem Kurs von USD 3,70 entspräche das einem angepassten KGV
zwischen 18,5 und 20. Angesichts des soliden Wachstumspotenzials und dem hohen
ROIC halte ich das für, naja, eben eine halbwegs faire Bewertung.
Zusammenfassung
Alles in allem scheint mir Sirius XM eine erfolgreiche Zukunft vor
sich zu haben. Allerdings halte ich die Aktie für in etwa fair bewertet. Unsicherheiten
bei der Bewertung umfassen zum einen die NOLs die sich angesammelt haben, zum anderen ist
die Finanzverschuldung relativ hoch. Letzteres ist bei Malone nicht unüblich
und sollte, wenn überhaupt, nur in Zusammenhang mit relativ stabilen Cash-Flows
wie im Falle dieses Abo-basierten Geschäftsmodells gemacht werden. Ich gebe zu,
das ist das einzige was mir bei dem Unternehmen etwas Sorgen macht. Vor allem
weil sie es in den Lehman-Crash hinein ja schon einmal übertrieben haben, auch
wenn Sirius XM heute im Gegensatz zu damals profitabel arbeitet.
Ich halte ein Investment über Liberty Media, die (wie schon erwähnt) über das Wikifolio
nicht investierbar ist, für vielversprechender als in direktes Investment in die Sirius XM Aktie. Die Sirius XM Aktie wäre zwar über Wikifolio investierbar… vielleicht wird
das ja mal was, wenn der Kurs stärker nachgibt.
Quellen
- Edison Research: http://www.edisonresearch.com/edison-research-conducts-first-ever-share-of-ear-measurement-for-all-forms-of-online-and-offline-audio/
- Liberty Media: Investor Relations
- Punchcard: https://punchcardblog.wordpress.com/2015/04/10/sirius-xm-holdings-the-subscription-media-business/
- Sirius XM Canada: Investor Relations
- Sirius XM Holdings: Investor Relations
Hallo Tom, ich habe den Satellitenbetreiber SES im Depot, weil ich von einem schwierigen Marktzugang für mögliche Wettbewerber und folglich einer gewissen Preissetzungsmacht mit sicheren hohen Margen für SES ausgegangen bin. Dass es sich für einen Radiosender lohnen könnte, ein eigenes Satellitennetz zu betreiben, hätte ich nicht gedacht. Danke für den aufschlussreichen Beitrag!
AntwortenLöschenViele Grüße vom Armen Charlie
Servus charlie.
LöschenIch glaube nicht dass man um SES angst haben muss. Wie geschrieben, sirius hat lange gebraucht und stand auch kurz davor zu scheitern.
Ein Sender würde eh nicht reichen, es sind 170 USA weit ;-)
Das zeigt schon, dass SES und Konsorten eine starke marktstellung genießen.
Tom