Admiral
hat die Ergebnisse für das Jahr 2016 veröffentlicht (hier
findet sich ein Transkript der dazugehörigen Analysten-Konferenz, die Folien
dazu finden sich unter dem ersten Link). Da Admiral im deutschsprachigen Raum
von beinahe niemandem verfolgt wird, und die Ergebnisse auf den ersten Blick
enttäuschen, habe ich mich kurzerhand dazu entschlossen, diese hier kurz zu
behandeln. Vor allem, weil der 2016er Gewinn deutlich niedriger ausfiel, als
der 2015er Gewinn.
Der Grund,
warum der Gewinn um so viel niedriger ausfiel und die Präsentation der
Ergebnisse um eine Woche verschoben wurde, ist eine Änderung in der sogenannten Ogden
discount rate, eine regulatorische Sache.
Die
Ogden rate wird, vereinfacht ausgedrückt, in der Formel verwendet, mit der die
Summe berechnet wird, die Opfern mit körperlichen Verletzungen nach einem
Unfall zusteht. Die Ogden rate wurde von 2,5% auf -0,75% heruntergesetzt. D.h.,
dass die englischen Versicherer den Unfallopfern mehr zahlen müssen, was aber
in den Prämien der aktuellen Verträge nicht berücksichtigt ist. Die anzunehmenden Auszahlungen für Schadensfälle sind höher zu bewerten, und werden
auch zu höheren Auszahlungen führen, als das momentan in den Bilanzen der
Versicherungen abgebildet ist.
Admiral
schätzt den Gesamtschaden für sich selbst aus dieser Situation auf ca. GBP 330
Mio., wobei ein Teil davon (etwas über GBP 100 Mio.) nachträglich ins letzte
Jahr gebucht wurde (deswegen die Verschiebung der Ergebnis-Präsentation), der
Rest wird über die nächsten Jahre durch geringere Rückstellungs-Auflösungen und
geringere Profit-Commissions ins Ergebnis fließen.
Die
Sache betrifft alle englischen Versicherer und ist nichts Admiral-spezifisches.
Einige Vertreter der Branche bezeichneten die Entscheidung gar als „crazy“ –
die durchschnittliche jährliche Erhöhung der KfZ-Versicherungsprämie für Endkunden wird auf bis
zu GBP 100 geschätzt. Eine klassische loose-loose-Situation, außer wenn man zufällig
gerade einen Auto-Unfall hat.
Admiral
hat inzwischen reagiert und die Preise für die eigenen Produkte angehoben um
diese erhöhten Kosten zu berücksichtigen. Andere Versicherer waren nicht so
schnell und haben die Preise noch nicht angehoben, weshalb Admiral
laut Aussagen aus obig verlinktem Transkript in den ersten Wochen des
2017er-Jahres langsamer wächst als in 2016 (Kundenanzahl). Da der
britische KfZ-Versicherungsmarkt allerdings mit einer Combined Ratio von über
100% operiert, und dieser Ogden-Vorfall die Markt-Combined Ratio nach
Admiral-Schätzung voraussichtlich auf bis zu 119% hinaufdrücken kann (falls die
Preise nicht erhöht werden), sind früher oder später auch Preiserhöhungen der
Konkurrenz zu erwarten, zumindest wenn sie rational agieren.
Falls
die Ogden-Rate mal wieder hinaufgesetzt werden sollte, würde ein umgekehrter
Effekt (Gewinn) eintreten: Admiral schätzt eine Änderung auf 0% würde einen
Gewinn von nicht ganz GBP 70 Mio. bedeuten, eine weitere Senkung würde
natürlich einen erneuten Verlust bedeuten.
Meines
Wissens liegt die Entscheidung über die Festsetzung der Ogden discount rate zwar beim Staat, muss sich dabei aber an der
Verzinsung von englischen Staatsanleihen orientieren.
Ansonsten
waren die Ergebnisse sehr gut, aber das könnt ihr euch anhand der Links im
ersten Absatz auch selber zusammenreimen. Für mich am wichtigsten: die
langfristig starke Wettbewerbssituation von Admiral wird dadurch nicht
beeinträchtigt, auch wenn der kurzfristige Schaden mehr als ärgerlich ist.
Ich
bleibe weiterhin investiert.