Letztes (ausführliches) Update August 2015
Es ist doch schon eine Weile her, dass ich das
letzte Mal ausführlicher über alle Portfolio-Positionen geschrieben habe. Es
wird also wieder Zeit. Die ganze Sache wird relativ lange dauern (vor allem zu
Schreiben) und ist gespickt mit einem guten Anteil an Zahlenschieberei, den ich
versuche in halbwegs übersichtliche Grafiken zu packen. Was ich da mache, entspricht
nicht den US-GAAP-Bestimmungen, ich spiele viel mehr mit den Zahlen herum und
rechne auch (meiner Meinung nach) unwichtige Positionen heraus. Ich möchte das
nur erwähnt haben: das ist jeweils meine Interpretation und sonst nichts. Teil
1 wird die amerikanischen Unternehmen beinhalten, die inzwischen über
(Kalender) Q3 berichtet haben. Die anderen Unternehmen werden im Laufe der
nächsten Wochen folgen.
Bank of America (BoA)
Meine
ursprüngliche Investmentthese, die ich von Bruce Berkowitz übernommen habe, scheint
einerseits aufzugehen, andererseits aber deutlich länger zu brauchen, als
angenommen. Die großen Brocken der Strafen dürften vorbei sein, was auch dazu
führt, dass die Dividende wieder langsam erhöht wird. Dennoch ist die Bank noch
nicht im Bereich der USD 2 Gewinn je Aktie angekommen und auch der ROA ist noch
unter 1%. Ich mache dafür hauptsächlich zwei Quellen verantwortlich:
1) Die niedrigen Zinsmargen drücken auf die Umsätze
obwohl BoA die Zinsmarge derweil dank der niedrigen
Zinsen auf Kundeneinlagen eh relativ gut halten kann. Damit haben allerdings
alle Banken zu kämpfen - das ist nichts
was die BoA im Speziellen betrifft.
Umsätze (Mrd. USD), Nettozinsmarge und ROA
2) Der zweite Punkt spricht eigentlich für die Bank:
sie fährt eine sehr konservative
Kreditvergabe-Politik, so dass das Verhältnis von vergebenen Krediten zu
Einlagen auf ~73% gesunken ist. Neben einigen anderen Kennzahlen zeigt dies die
sehr stabile Bilanzstruktur auf – vielleicht eine der sichersten Bilanzen unter
den großen Banken momentan, obwohl ich inzwischen sehr vorsichtig mit der Qualitäts-Einschätzung
von Bankbilanzen bin (das ist auch einer der Gründe, warum ich inzwischen einen
guten Teil der BoA-Aktien verkauft habe, und vorerst auch nicht mehr in Banken
investieren möchte). Wenn wir davon ausgehen, dass ein Verhältnis von ca. 1 normaler
sein sollte, fehlen 27% (im Verhältnis zu den Einlagen) an vergebenen Krediten
auf der Zins-verdienenden Seite. BAC scheint darauf zu warten, dass die Zinsen
endlich anziehen, um das Pulver erst dann zu verschießen, und um dann eben mehr
zu verdienen.
Derweil halte ich noch an den restlichen Aktien
fest, zumal Bruce Berkowitz und Warren Buffett ebenfalls noch investiert sind,
aber sag niemals nie. Ich muss mir grundsätzlich nochmal neu überlegen, ob ich
überhaupt noch Banken-Investments tätigen möchte.
Fannie Mae
Ähnliches gilt für Fannie Mae. Auch das war eine
Berkowitz-Idee, die ich abgekupfert habe. Inzwischen ist der Mann jedoch fast
ausschließlich in den Vorzugsaktien, während ich noch auf den Stammaktien
sitze. Dieses ewige Warten auf ein entscheidendes Gerichtsurteil ist wirklich
zäh, und die Aktie springt teilweise heftig herum. Auch hier bleibe ich
vorläufig investiert, doch langsam aber sicher mache ich mir schon Gedanken, ob
es nicht eine komplette Schnapsidee ist, den Gesetzgeber auf Nichteinhaltung
der Gesetze zu verklagen…
IBM
Auch hier habe ich inzwischen einen guten Teil der
Aktien verkauft. Das Unternehmen produziert zwar nach wie vor beeindruckende
Cash-Flows, aber die sehr komplizierte Segment-Berichterstattung lässt kaum
einen Einblick in die einzelnen Geschäftsbereiche zu, zumal sie gerade
umgestellt wurde (auf ein wieder etwas verwirrendes System), und jene Bereiche,
die eigentlich interessant wären – „strategic imperatives“ – immer nur mit
dubiosen Wachstumsraten und ohne Gewinnbeitrag ausgewiesen werden. Irgendwie
hat man beim Lesen der Berichte immer das Gefühl, das Management möchte etwas
verbergen.
Ich habe versucht auf Basis von ein paar
Datenpunkten die Umsätze der „strategic imperatives“ zu schätzen (in Mio. USD):
Wie gesagt, es handelt sich nur um Schätzungen, ihr
könnt mir gerne andere Daten um die Ohren werfen, da ich freimütig zugebe, dass
ich hier falsch liegen könnte. Wenn wir aber annehmen, dass das, was ich hier
geschätzt habe, halbwegs hinkommt, dann fällt neben den stark wachsenden
„strategic imperatives“ vor allem auf, dass die restlichen Umsätze sehr stark
fallen – und das sind wahrscheinlich die momentan sehr profitablen Bereiche. Zugegeben,
es kam zu einigen Devestitionen, aber auf der anderen Seite wird auch permanent
heftig akquiriert. Es ist auch schwer zu sagen, ob nicht zum Teil einfach
Umsätze vom gelben in den andersfarbigen Bereich umgebucht werden, dass also das
Stammgeschäft von den „strategic imperatives“ aufgefressen wird. Die Struktur
der Berichterstattung lässt schlicht und einfach keine konsistenten
Schlussfolgerungen zu. Irgendwie hilft es mir auch wenig, dass Buffett
investiert hat. Mit einer allzu guten Investmentthese hat er meines Erachtens
bisher auch nicht auf sich aufmerksam gemacht.
Und ich muss ehrlich sagen, langsam geht mir das
dauernde Herausreden des Managements auf irgendwelche Währungseffekte auf den
Sender, zumal, erstens, CEO Rometty bei den
Conference Calls hauptsächlich durch Abwesenheit glänzt und sich keinen lästigen
Fragen aussetzt, und, zweitens, andere Unternehmen, die diese Währungseffekte
ebenfalls spüren, nicht dauernd mit dieser eigentlich recht billigen Entschuldigung
daherkommen. Man kann das mal erwähnen, ja, aber IBM-Mitteilungen kommen mir
manchmal vor wie Berichte über das was der Dollar gemacht hat, anstatt über das
was das Unternehmen gemacht hat. Ironischerweise bin ich mit der Position (ohne
Dividenden) in Dollar gerechnet im Minus, in Euro gerechnet jedoch knapp im
Plus. Womit wir bei
Microsoft
angelangt sind. Das erste Mal gekauft habe ich
Microsoft-Aktien 2010, als sich das Unternehmen in einer ähnlichen Position
befand wie IBM heute. Starke Unsicherheit über das Geschäftsmodell, aber dafür
beeindruckende Cash-Flows. Inzwischen wurde der CEO getauscht, nachdem der alte
noch schnell ein paar Milliarden mit der Nokia-Übernahme in den Sand gesetzt
hat (was dank der Cash-Flows kaum aufgefallen ist) und Microsoft scheint wie
neu erfunden – im positiven Sinne. Mit der Anmerkung, dass die Umsätze (in Mio.
USD) und die Margen durch die Umstellung auf das Abo-Modell und dem
Gratis-Update von Windows 10 im letzten Jahr etwas schwer mit früheren Jahren
vergleichbar sind, hier die Entwicklung seit 2009 (die operative Cash-Flow
Marge habe ich jetzt nicht inkludiert, die ist über die Jahre aber relativ
konstant):
„Growing“ beinhaltet jene Geschäftsbereiche von
denen ich glaube, dass sie durchaus weiterwachsen können. Die neue „Phone“
Strategie ist dem Management derweil glaube ich selbst noch nicht klar, wobei
ich dem Geschäft keine Träne nachtrauern würde, sollte es eingestellt werden.
Das große Fragezeichen ist „Windows“, das im letzten Jahr umsatzmäßig sicher
stark unter den Gratis-Updates auf Windows 10 gelitten hat.
Auch Microsoft hat die Segmentberichterstattung
(die mit dem Bildchen oben nicht viel zu tun hat, das nur Umsatz-, nicht jedoch
Gewinnmäßig, ein Gefühl verleihen kann) stark verändert. Bereits zum zweiten
Mal seit ich die Aktie halte. Aber wenigstens kann ich mit der neuen Art
interpretationsmäßig etwas anfangen – im Gegensatz zur letzten, und im
Gegensatz zu IBM.
Wenn CEO Satya Nadella über seine „Cloud First,
Mobile First“ Strategie spricht, hat er damit glücklicherweise nicht im Sinn,
selbst Hardware zu produzieren, sondern versucht benutzerseitig über möglichst
überall laufende Apps und unternehmensseitig über die Cloud/Server
Infrastruktur (Stichwort Azure) ständig und überall für den Kunden erreichbar und
von Nutzen zu sein. Vor allem die Office-Marke scheint mir trotz vieler
konkurrierender Gratisangebote nach wie vor sehr stark zu sein. Irgendwie kein
Wunder, wenn es für viele ausgeschriebene Jobs Voraussetzung ist, Word, Excel
und Powerpoint zu beherrschen. Das ist
irgendwie wie beim Kleber: man sagt nicht Kleber, sondern Uhu oder Tixo
(zumindest bei uns, ich weiß nicht, wie es anderswo ist).
Zwar experimentiert Microsoft noch mit dem Surface
und der Hololens, und hat mir der Xbox auch hardwareseitig einen echten Kracher
im Angebot (wobei es mit den neuen Xbox-Services auch durchaus interessante
Cloud-Überschneidungen gibt), prinzipiell scheinen erstere beide aber mehr als
Prototypen designt. Die wirkliche praktische Ausführung mit der kommerziellen
Produktion überlässt man aber den Spezialisten. Aus dem
Earnings Call Transcript Okt. 2016 mit Satya Nadella (Hervorhebungen von mir):
„The Windows holographic platform
and Microsoft Hololens are opening up new differentiated opportunities on
Windows. This quarter we made Microsoft Hololens
development edition available to all developers
and business customers in the US and Canada and last week we expanded our
presence to six additional markets. Enterprise customers like Volvo, Japan
Airlines and the PGA tour, all embracing Microsoft Hololens to transform the
way they work and create new mixed reality experiences for customers.It's still early, but it's great to
see the innovation and creativity that
developers are bringing to the platform and coming in 2017 we will enable
our hardware partners to deliver entirely new mixed reality experiences with
Windows holographic and on Windows 10.“
Mir gefällt das alles ebenso wie den anderen Aktionären,
was mich zum Kurs bringt. Die Aktie scheint nicht mehr günstig. Um das klar zu
stellen: ich denke auch nicht, dass sie übertrieben teuer wäre – eher so was
wie fair bewertet. Ein anderes Fragezeichen bleibt die angekündigte
LinkedIn-Akquisition,
zu der ich noch keine definitive Meinung habe. Derweil bleibe ich weiter
investiert.
Paypal
Paypal ist weiterhin auf Wachstumskurs. Das
abgewickelte Zahlungsvolumen in den ersten 9 Monaten 2016 erreichte über USD
250 Mrd. Da das vierte Quartal (mit Weihnachten) traditionell das stärkste ist,
kann man wohl davon ausgehen, dass 2016 ein neues Rekordjahr für das
Zahlungsnetzwerk wird.
Abgewickeltes Zahlungsvolumen
(TPV, USD) und Cent pro abgewickeltem
Dollar
Es ist schön zu erkennen wie Paypal weiterhin auf
den sich durch das Wachstum ergebenden
operating leverage
baut – sinkende Fixkosten pro abgewickeltem Dollar werden in Form von
Preissenkungen an die Kunden weitergegeben, wobei der operative Gewinn je
abgewickeltem Dollar relativ konstant bleibt. Obwohl wir sehen, dass letzterer
in den ersten 9 Monaten etwas zurückging. Ich habe dafür vorerst 3 mögliche
Erklärungen, die wahrscheinlich alle zu einem gewissen Teil mitverantwortlich
dafür sind.
- Kosten für Xoom und Venmo
Xoom wurde gerade erst akquiriert. Das Unternehmen
war kurz vor der Übernahme nicht profitabel und ist es jetzt wahrscheinlich
auch noch nicht. Entsprechend wirkt sich das auf die Margen aus. Ähnliches gilt
für Venmo: dieser Geldsende-Dienst wächst unwahrscheinlich schnell, trägt
inzwischen mit ca. 5% zum TPV bei, macht jedoch keinen Gewinn. Eigentlich sucht
Paypal überhaupt noch eine Möglichkeit, wie man das Produkt „monetarisieren“
kann. Es wäre, analytisch gesehen, toll, wenn Paypal die Gewinnbeiträge dieser
beiden Dienste veröffentlichen würde, aber das ist wohl illusorisch.
In den ersten 9 Monaten fehlt eben noch das
Weihnachts-Quartal – traditionell das stärkste Quartal.
Die margenstärksten Geschäfte für Paypal sind jene,
die komplett über die eigene Platform abgewickelt werden. Die
Kreditkartentransaktionen dürften diejenigen mit dem geringsten Gewinnbeitrag
sein, da Paypal da eben die Gebühren dafür abgeben muss. Der Anteil dieser
dürfte jedoch zunehmend sein.
Auf der anderen Seite ist das aber auch gut, weil
so die Paypal-Akzeptanz steigt. Der durchschnittliche Paypal-User führt
inzwischen über 30 Transaktionen pro Jahr durch, gegenüber ~27,5 im letzten
Jahr. Die Macht der Gewohnheit ist eine starke, und es könnte gut möglich sein,
dass es sich hier um eine klassische „short-term-pain for long-term-gain“
Situation handelt. Außerdem wurden inzwischen Partnerschaften mit Visa und
Mastercard eingegangen, die die Kostenstruktur für Paypal planbar machen. Die
nächsten Jahre werden darüber Klarheit bringen. Einige Auszüge von CEO Dan Schulman
aus dem
Earnings Call Transcript Oct. 2016 (Hervorhebungen von mir):
“[…]
we made meaningful progress in offering
customer choice in our online and mobile checkout and in our P2P
experiences. These have enhanced our customers in the U.S. can send money, shop
and pay with PayPal. Our customers are now able to set their preferred funding type in their PayPal
Wallet to sources other than their PayPal balance. This gives customers the
option to default to their favorite
debit card, bank account or credit card, and we’ve seen a corresponding increase in engagement.
[…]
And
along with our agreement with Visa, the deal with MasterCard exempts PayPal from current or future
digital wallet fees and provides cost
certainty for years to come.
[…]
Thanks
to our agreements with Visa and MasterCard, PayPal now has a seamless, quick
and simple way to activate PayPal
payments at the point of sale.”
Inzwischen muss ich allerdings doch sagen, dass mir
der Aktienkurs etwas Kopfschmerzen bereitet. Die Aktie ist mit inzwischen über
USD 40 bestimmt nicht mehr günstig. Selbst unter Annahme von rosigen Wachstumsszenarien
ist die Aktie bestenfalls noch fair bewertet. Ich sehe keinen dringenden
Handlungsbedarf, aber sollte der Kurs nochmals deutlich zulegen, muss ich wohl
doch irgendwann über einen Verkauf nachdenken…
Nicht im
Wikifolio (nicht investierbar)
Reliance
Steel & Aluminium
Eigentlich reicht ein Satz: das Umfeld für
Stahlhändler ist brutal. Ich mache trotzdem etwas weiter: ich bin heilfroh,
dass ich dem
Klöckner-Investment
gerade noch von der Schippe gesprungen bin, weil ich vor einem bereits
angedachten Aktienkauf einen
Vergleich mit Reliance durchgeführt habe. In der folgenden Grafik sind die von
Reliance abgewickelten Tonnen (Balken, r.S.) und die entsprechenden
GuV-Positionen je Tonne in USD abgebildet.
Wie wir sehen bleibt, trotz der weiterhin sehr
niedrigen Preise, der operative Gewinn relativ solide über USD 100 pro Tonne. Die
Cash-Flow-Dynamiken sind den Umständen entsprechend phänomenal, und können, wie
das Management immer wieder betont, realistischer Weise nur mit
- der Konzentration auf qualitativ hochwertige Geschäftsfelder,
- außergewöhnlich disziplinierten „guys out in the
field“, wie CEO Gregg Mollins sie nennt (die Disziplin, da bin ich mir sicher,
kann nur eine Folge der sehr dezentralen Strukturen des Unternehmens sein) und
- einem relativ raschen Umschlag und der Konzentration
auf die LIFO-Inventur-Rechnung
erklärt werden. Wenn ich diese Ergebnisse mit jenen von
Klöckner vergleiche, tut mir das Klöckner-Management fast leid. Dieses scheint
nicht wirklich zu verstehen, was eigentlich sein Problem ist: das Klöckner-Handelssystem
funktioniert nicht. Unglaublich, das über Europas größten Stahlhändler sagen zu
können. Klöckner beobachte ich übrigens weiterhin, schlicht und einfach deswegen,
weil ich wissen möchte, ob die geplante Strategieumstellung irgendwelche
Früchte trägt. Derweil sehe ich das nicht wirklich, aber das ist sicher etwas,
was Zeit braucht.
Obwohl ich ein Riesen-Fan von Reliance Steel bin, muss
ich auch hier feststellen: unterbewertet ist die Aktie sicher nicht mehr. Außerdem
wird ein so zyklisches Unternehmen aus einer so zyklischen Branche wohl kaum
einmal ein wirklich hohes KGV oder KBV bekommen, d.h. selbst das
Spekulationsniveau ist von hieraus gesehen sehr begrenzt. Ich habe allerdings
nur eine sehr kleine Position, weswegen ich zumindest vorerst weiter an der
Aktie festhalte. Heftigere Rücksetzer würde ich, wenn sich fundamental nicht
groß was ändert, als Kaufgelegenheit ansehen. Für das Wikifolio ist die Aktie
leider immer noch nicht investierbar.
Liberty Media/Liberty Sirius
Zuerst zu Liberty Media.
Ursprünglich habe ich die Aktie als günstige
Möglichkeit angesehen in Live Nation Entertainment (LYV) zu investieren (den
Artikel dazu habe ich immer noch nicht derschrieben…). Inzwischen hat Liberty
Media jedoch angekündigt
die Formel Eins zu übernehmen, woraufhin die Aktie durch die Decke gegangen ist.
Als Investor ist es jetzt natürlich entscheidend diese Transaktion zu bewerten,
weil die Formel Eins nun die Stelle von LYV als größtem Liberty Media Asset
einnehmen wird – der Tracking Stock, bzw. der ganze Unternehmensteil, wird
wahrscheinlich auch in „Formula One Group“ umbenannt werden. Mit der Bewertung
tue ich mir ehrlich gesagt nach wie vor etwas schwer.
Zu Liberty Sirius.
Hier gibt es nicht allzu viel zu sagen außer, dass
das der Anteil an Sirius XM weiter rasant wächst, weil letztere riesige Mengen
an eigenen Aktien über die Börse zurückkauft, Liberty aber nicht andient. Eines
ist aber dennoch interessant: Sirius XM hat eine kleine Dividende angekündigt,
d.h. Liberty Sirius wird in Zukunft einen kleinen, aber regelmäßigen
Cash-Zufluss verbuchen. Da Liberty Sirius im Board von Sirius XM sitzt, und so
eine Entscheidung kaum ohne Liberty-Einverständnis getroffen werden kann, kann
man jetzt darüber spekulieren, ob sich die Liberty Sirius Strategie in Bezug
auf Sirius XM geändert hat. Ich lasse diese Spekulationen hier sein und warte
auf den Q3 Conference Call, weil ich mir sicher bin, dass die Analysten Maffei
dazu löchern werden.
Derweil ein Blick in die operative Tätigkeit von
Sirius XM selbst.
Anzahl (self-pay) Abonnenten (r.S) und GuV
Positionen in Prozent vom Umsatz (der Sprung in 2008 kommt daher, dass Sirius
und XM in diesem Jahr fusioniert haben)
Ich
habe „revenue share & royalties“, „cost of equipment“ und „satellite &
transmission“ als COGS behandelt. Diese Positionen steigen in Summe im
Verhältnis zum Umsatz, deswegen
ist der Bruttogewinn sind die Bruttomargen leicht rückläufig. Interessant
sind alle anderen Positionen, die ich oben als Balken dargestellt habe, und die
in Summe die Fixkosten in Prozent des Umsatzes ausmachen. Wie wir sehen, sind
das jene Positionen, die wie bei Paypal zu einem gewissen Grad ebenfalls vom
operating leverage
profitieren – je mehr Abonnenten, desto niedriger die Kosten je Abonnent. Neben
dem operating leverage profitiert die Kostenstruktur nun auch davon, dass die
Systeme von Sirius und XM inzwischen endlich final vereinheitlicht sind. D.h.
fortan wird sich aus den Synergien nicht mehr viel ergeben.
Wenn sich die operativen Margen so bei 30%
einpendeln, ist das Unternehmen meines Erachtens momentan von der Börse recht
gut bewertet. Signifikante Kursanstiege müssten durch einen weiterhin stark wachsenden
operating leverage gerechtfertigt werden. Das Unternehmen wird 2016 wohl einen
Free-Cash-Flow von um die 1,5 Mrd. USD generieren da es, was die Zahlungen von
Steuern betrifft, immer noch von den riesigen Verlustvorträgen aus der
Vergangenheit zehrt. Interessanterweise könnte das Auslaufen dieser
Steuerguthaben mit dem Zeitpunkt zusammenfallen, wo Liberty Sirius den 80%-Anteil
an Sirius XM erreichen wird. Ich weiß nicht, ob das irgendwelche Implikationen
hat, aber interessant ist es allemal.
Neben den guten Beziehungen zu den Autobauern,
scheinen nun auch die Beziehungen mit den Autohändlern immer wichtiger zu
werden – Stichwort Gebrauchtwagenhandel. Das hat potenziell sehr positive
Auswirkungen auf eine evtl. Konjunkturabkühlung, weil Sirius XM dann eben nicht
mehr so abhängig vom Neuwagenmarkt ist.
“Our
long-term agreements with the OEMs,
our outstanding new car penetration rate, and big investments in extending our marketing reach in used cars
means our growth will benefit from this dual acquisition funnel of new and used
cars for many years to come. It also gives us a natural hedge from volatility in the new car market.”
Projekt 360L scheint ebenfalls vielversprechend. Es
handelt sich um ein „Autoradio“ das eben nicht mehr nur Satellitenradio
empfangen kann sondern, einfach ausgedrückt, alles. Es soll auch Senden können,
womit man mit dem Fahrer direkt interagieren kann.
“360L maintains a satellite link to vehicles while also taking advantage of embedded
or tethered connectivity via wireless
networks to improve the customer
experience and provide valuable user
data. This means consumers can access non-linear content, such as
personalized music or our archive of on-demand shows. It also gives us
unlimited capacity for new channels, more control over the user experience,
lets us update our platform even after the car ships and helps us understand
our subscribers and even transact with
them directly in the car.”
Zum Schluss noch einige Aussagen, die ich
interessant finde, aber bis auf die Hervorhebungen unkommentiert lasse (CV
steht für Connected Vehicle).
“We
also continued to focus on improving our iOS and Android apps to make the
service more accessible in-home and outside of the car.”
[...]
“The
CV business is small relative to scale of our audio business. But this business
carries with it numerous strategic
benefits to our relationships with the OEMs and as I mentioned, greater
visibility into other areas of potential future growth and investment.Make
no mistake. We are keenly focused on building a successful and very profitable
franchise here. We have accomplished much of the hard work, but we will remain
diligent in growing our core CV business and actively pursuing additional
opportunities and the massive greenfield opportunities surrounding the
connected car. Put simply, it is likely we will make further investments here in the coming years.“
[...]
“We
also launched our secret location concert series during the third quarter with
Coldplay, which took a break from its stadium tour to play exclusively for us
in a small intimate venue. Many of you have even told me you wish you could
have joined. We also put on private concerts recently with Korn, Kings of Leon
and Metallica performed live on the Howard Stern show.We
know our listeners love to talk about music so we created VOLUME, the first full-time talk channel in radio
devoted to music. I'm really excited so far about this channel and so far
participation from subscribers and artists like Lady Gaga has been very high.
We've begun acquiring exclusive archivable and recent special performance of
top comedians to broadcast across our eight popular comedy channels. We aired a
new George Carlin album, weeks in advance of when the album went on sale. Our sports
lineup is also an MVP. We now have a weekly show with Hall of Famer, Brett
Favre, whose analysis and comments are generating constant headlines. We
re-signed our high profile sports host, radio icon, Chris "Mad Dog"
Russo to a new multiyear deal, and we enhanced our college sports play-by-play
offering with a new agreement with Learfield and IMG that greatly expands the
number of college games that are available to our subscribers online.”
Ich fühle mich mit der Liberty Sirius Position nach wie vor sehr wohl.
eBay – nicht investiert
Mitte November letzten Jahres habe ich
meine Position in Ebay aufgelöst. Nach einem regelrechten Kurssturz in der
Zwischenzeit notieren die Aktien heute allerdings leicht höher als damals. Wie
ich anhand meines hektischen Handelns mit der Ebay-Aktie feststellen muss, tue
ich mir schwer damit das Geschäftsmodell wirklich zu greifen. Ich stelle aber
fest, dass CEO Wenig ruhig und beharrlich an seiner angekündigten Strategie
arbeitet, Ebay als eine Art Anti-Amazon zu positionieren – im Gegensatz zu
früheren Ebay-Ambitionen, Amazon direkt schlagen zu wollen. Ein CEO kann
schlechtere Eigenschaften haben. Ein interessanter
Bloomberg-Artikel dazu.